Notstrom-Tipps (nicht nur) für Working Moms

Veröffentlicht von am 23 Jun 2016

Ihr kennt diese Tage, an denen Euch abends der Kopf schwirrt vor lauter Todos? Wenn die Liste nur länger statt kürzer wird und Ihr tausend Sachen organisieren sollt? Wenn alles ganz anders kommt als geplant? An diesen Tagen sind sie für mich besonders wichtig, meine ganz persönlichen Notstrom-Tipps (nicht nur für Working Moms …)

 

1. Denk nicht nur an andere

Was hast Du heute für Dich gemacht, nur für Dich? Was bringt Dich automatisch zum Lächeln? Die Mini-Meditation am Morgen, der Tee aus der selbsternannten Lieblingstasse, der etwas teurere Lippenstift, der Dich jeden Tag begleiten darf, mit dem Rad durch den Park zum Job, eine Mittagspause im Café, die Joggingrunde am Abend, die Klatschzeitschrift nach dem Wocheneinkauf, ein Viertelstündchen Instagram – egal was Dir gut tut, gönn Dir jeden Tag ein kleines Extra nur für Dich und genieß es, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Mach diese schönen Dinge zu Deinem Notstromaggregat, auf das Du (nicht nur als Working Mom) immer wieder schnell zurückgreifen kannst. Du denkst genug an andere.

 

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2. Schlaf Schlaf Schlaf

Oft ist es bei all den Pflichten und Terminen gar nicht so einfach, sich entspannt in die Kissen fallen zu lassen. Und wenn es klappt, kommt um vier oder fünf Uhr morgens irgendeine innere Unruhe, die an Dir rüttelt und Dich nicht mehr einschlafen lässt. Dabei ist Schlaf die Währung schlechthin, um gesund und gut gelaunt zu bleiben (und halbwegs frisch einen weiteren Wahnsinns-Tag zu meistern – geht mir jedenfalls so).

Drei Dinge helfen mir:

  1. Die ToDo-Liste für morgen schreiben – und sie dann erstmal für ein paar Stunden vergessen. Nicht innerlich herumwälzen, sondern wirklich auf Papier oder ein digitales Helferlein übertragen. Raus aus dem Kopf damit.
  2. Weg mit den Displays – das Licht, das Flimmern, was weiß ich (es gibt jede Menge kluge Erklärungen dafür und ja, meiner Meinung nach stimmen sie) – wenn ich ein Buch oder eine Zeitung lese, oder noch etwas in mein Notizbuch schreibe, komme ich wesentlich besser durch die Nacht. Auch die E-Mails vom Job können jetzt ein paar Stunden warten.
  3. Kuscheln, Tee und Yoga – was auch immer Euer Ding ist um runterzukommen, macht es – und wenn es nur für ein paar Minuten ist – irgendwann wird es Routine und Körper und Kopf schalten fast automatisch um auf „Ruhe“, sobald Ihr die Matte ausrollt oder der Wasserkocher blubbert.

 

 

Notizbuch

 

3. Keine Chance dem „Muss“

Mach Deine Kinder nicht zur Pflicht, und möglichst auch nicht Deinen Job. Freu Dich jeden Morgen darauf, dass Du einen spannenden Tag vor Dir hast. Sei dankbar für die tollen Menschen um Dich herum und neugierig, was alles passiert. Sei achtsam, vor allem bei Deiner Wortwahl. Ein MUSS hängt tausendmal schwerer an Deinem Bein als ein „ich WERDE“. Ein Problem wird viel größer, wenn man es Problem nennt und sich ständig darin wälzt (konnte ich mal hervorragend, gewöhne ich mir zum Glück immer weiter ab). Pack es an, bevor es zum echten, vielleicht gesundheitlichen Problem wird. Gutes zieht Gutes an. Deine innere, möglichst gelassene Haltung entscheidet darüber, wie schwer oder fröhlich ein Tag wird, und wie „stressig“ – vielleicht ist dieser ganze Stress ja einfach das, was man Leben nennt?

 

4. Better done than perfect

Mein Sohn bekam in der ersten Klasse einen Rüffel von seiner Lehrerin, weil er das komische Teil auf dem Bild nicht erkannt hat. Zuhause hab ich ihm gezeigt, dass wir tatsächlich so ein Ding namens Bügeleisen besitzen – er hat mich nur nie damit gesehen, und es lag sehr gut versteckt weit hinten in der Abstellkammer. Mein Mann bringt seine Hemden in die Reinigung, ich trage möglichst nur Stoffe, die wenig knittern. Kuchen kaufe ich oder lasse mir vom Herrn Dr. aus Bielefeld helfen, wenn die Zeit drängt – mit etwas Zuckerguss, Smarties und Gummibärchen sieht alles aus wie selbstgemacht. Und wenn nicht – so what? Selbiges gilt für den Job – ich arbeite täglich die dicksten Kröten zuerst ab. Wenn der Schwung fehlt, hilft die Salami-Taktik – teile die Aufgaben in kleinere Häppchen ein, die Du dann in 10 oder 20 Minuten erledigst. Starte durch und fang mit dem Konzept, mit der Präsentation, mit dem Artikel einfach an, auch wenn es erstmal nicht perfekt ist. Machen statt schnacken, wie meine lieben DMWs es nennen.

 

5. Energieräuber ausbremsen

So nett die Mutter des Fußballkumpels auch ist, sie redet wie ein Wasserfall und immer nur von sich? Kein schlechtes Gewissen haben, sie am Telefon mal auf die Mailbox wandern zu lassen oder einen dringenden Termin vorzutäuschen, um die Kurve zu kriegen. Es ist Deine Zeit, in der Du Energie tanken kannst (siehe Punkt 1). Deine so genannte Freundin hält Dir vor, dass Du nicht genug Zeit hast und Ihr Euch schon sooooo lange nicht mehr gesehen habt? Sie will Deinen Rat, nimmt ihn aber niemals an und lebt weiter ihr anstrengendes Leben, das Du Dir reinziehen sollst? Überleg ganz genau, mit wem Du Deine kostbare Zeit verbringst, und bei wem Du automatisch lächelst, schon beim Gedanken an ein Treffen – das solltest Du Dir gönnen – siehe Regel 1 J

Im Job gehören ineffektive Meetings zu den Zeit- und Energiedieben. Versuche zu erreichen, dass sich die Leute vorbereiten. Stelle Fragen. Hab eine, Deine klare Agenda im Gepäck – was soll das Gespräch bringen? Arbeite während des Termins genau darauf hin, blocke Seitenstränge ab. Organisiere eine Dokumentation, damit nicht jedes Mal dasselbe Thema diskutiert wird. Weise Kollegen, die durch Lamentieren alles blockieren freundlich, aber klar in die Schranken. Wenn andere Deinen Terminkalender belegen dürfen: Plane möglichst Puffer auch für Dich selbst ein. Jemand anders wird es nicht tun.

 

6. Nein darf sein

Die Wahlen zum Elternbeirat, Hortvorstand, Kitairgendwas stehen an, und Du weißt gerade nicht wohin mit all den ToDos? Das Sommerfest in der Schule droht und es werden noch Spielhelfer gesucht? Ein spannendes Ehrenamt lockt, aber Dein Mann oder Dein Kind, Deine Eltern brauchen jetzt auch Deinen Support? Natürlich soll man sich einbringen, denn ohne engagierte Leute geht es nicht. Und Du darfst selbstverständlich auch nicht immer zu kurz kommen. Es müssen aber nicht ständig dieselben Helfer sein, und man darf auch mal eine Saison aussetzen, wenn es familiär schlicht Wichtigeres gibt. Erklär Dich nicht groß, sondern sag einfach freundlich „Es geht gerade nicht“. Oder such Dir eine Aktion aus, für die Du immer wieder zur Verfügung stehst, und an der Du Spaß hast. Zeig Deine Offenheit und helfe dort, wo es für Dich passt. Im nächsten Jahr sieht es schon wieder anders aus, oder zur Not eben später. Dasselbe gilt übrigens auch für Aufgaben oder Positionen, die Dich zum jetzigen Zeitpunkt erschlagen würden. Für den Chef, der am Wochenende etwas ganz Dringendes von Dir braucht. Oder für Treffen am Abend oder an Wochenenden, zu denen Du Dich aufraffen musst. Ein Nein ist ok, wenn es Dich schützt und gesund hält.

 

7. Vertraue anderen

Babysitter, Putzhilfen, Studenten, die liebe Nachbarin von nebenan, die Reinigung um die Ecke, Deine Herde, andere Mütter, das kluge Online-Tool – sie alle können Dir helfen. Du musst sie nur lassen und sie darum bitten (oder zahlen, wenn es sich machen lässt, oder Dich anfangs damit beschäftigen – und Dich natürlich auch mal revanchieren). Dein Partner, wenn Du einen hast, kann mehr, als Du denkst – er macht es eben anders und hat nicht Deinen Bauplan im Kopf, deshalb: Geduld, Schwamm drüber – und: Regel Nr. 4.

 

erste hilfe

 

8. Alles geht vorbei

Das umfangreiche Projekt im Job schnürt Dir die Luft ab, und gleichzeitig spielen die Viren bei Euch zuhause Ping-Pong? Deine Kräfte machen sich aus dem Staub, und Du hast das Gefühl gleich durchzudrehen? Versuch die Ruhe zu bewahren. Geh vor die Tür, heul eine Runde, gönn Dir was Schönes (Regel 1) und dann stürz Dich wieder ins wilde Leben. Versuche möglichst tief zu atmen vielleicht sogar wieder ein bisschen zu lächeln – Gelassenheit siegt. „Alles geht vorbei“, das war der Satz, der mich immer wieder aufgerichtet hat, auch nach dem 8. Fiebertag des Sohnemanns oder im schlimmsten Moment des Katastrophen-Auftrags (oder am letzten Chaos-Mittwoch, an dem so ziemlich alles schief ging).

 

9. Morgen ist auch noch ein Tag

Schreibblockade, Depri-Stimmung, Wolken über allem? Manchmal geht einfach nichts voran, und die Decke und das Sofa scheinen die einzigen Freunde im Leben zu sein. Ob Hormone, Arschengel-Alarm oder schlicht doofes Selbstmitleid, manchmal ist das einfach so. Lass es zu. Verkriech Dich, wenn möglich eine Runde, setz die Kids vor den Fernseher, geh nicht mehr ans Telefon, die Welt wird schon nicht untergehen. Wenn ein Aufschub absolut nicht drin ist: Geh eine Runde um den Block, wechsele die Umgebung, gönn Dir was Schönes (Regel Nr. 1) – und atme, atme, atme. Denk an Deine bisherigen Erfolge, an all das Großartige, das Du schon geschafft hast. Denk an die Probleme, die andere haben und setze alles in Relation. Was genau zieht Dich gerade runter? Ist es all den Stress wert? Such Dir Dein ganz persönliches Gegenmittel. (Ok, ich merke, die Regeln wiederholen sich langsam J)

 

10. Du hast die Macht

Lass Dich in Deinem Leben nicht zum Hamster degradieren, lass nicht zu, dass andere das Rad von außen immer schneller drehen. Versuch so viel wie möglich bewusst zu tun und zu entscheiden. Horch immer wieder in Dich hinein, wie es Dir geht. Wenn Du keine Grenzen setzt, dann werden andere sie gnadenlos ausreizen. Du hast den großen Auftrag angenommen? Du willst bei der Firma bleiben, die Deine Arbeit nicht wertschätzt? Ok, dann steh dazu und zu den Folgen. Du willst Deine Bande immer mit frischem, gesundem Essen versorgen, die Wohnung soll glänzen und die Freundin noch ein selbstgemachtes Geschenk bekommen? Ok, aber dann akzeptiere den Druck, den Du Dir selbst geschaffen hast. Du willst einen Blog führen? Dann verbuche die Extra-Stunden dafür als Zeit für Dich. Du kannst vielleicht nicht alles verändern. Aber Du kannst Dir die Macht über Dein Leben stückweise zurückholen.

So, das waren jetzt meine Tipps, entstanden aus den Erfahrungen der letzten neun Jahre. Wie macht Ihr das? Ich bin neugierig, also kommentiert gern!

Fotos: Simone Fasse

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