Oasen in der Hotspot-Wüste
Mal schnell unterwegs mit dem Laptop ins Netz, spontan etwas arbeiten oder bloggen, am liebsten in einem gemütlichen Café mit einem dampfenden Kaffee in der Hand – so einfach ist das selbst in deutschen Großstädten nicht. Denn während an vielen Orten weltweit das Surfen über offenes WLAN immer leichter wird, sind in Deutschland frei nutzbare Hotspots eher Mangelware. Warum das so ist und wo es schöne Locations mit Free Wifi gibt, erfahrt Ihr hier.
Das 25hrs Hotel in der Hamburger Hafencity ist nicht nur für Design-Junkies wie mich ein absoluter Lieblingsplatz. Wer für ein paar Stunden Arbeit ein frei nutzbares WLAN in der Hansestadt sucht ist hier ebenfalls richtig. Nur schnell per Häkchen die Nutzungsbedingungen bestätigen, und nach wenigen Klicks kann es losgehen, ohne eigene Registrierung. Dazu gibt es im Heimat-Restaurant noch richtig guten Kaffee und tolles Essen, aber das nur am Rande…
In Deutschland sind solche Orte leider nicht so leicht zu finden. Zwar müssen Hotels ihren Gästen inzwischen WLAN anbieten, wenn sie ihre drei Sternchen vor der Tür verteidigen wollen, und auch an einigen Flughäfen können Reisende oder Abholer wenigstens für eine begrenzte Zeit frei im Netz surfen. In vielen Cafés ist kostenloses Surfen inzwischen ebenfalls drin. Doch häufig sind bei all diesen Hotspots die Anmeldungen umständlich, oft muss man sogar den Umweg über einen SMS-Code nehmen. Da kann die Anleitung dann auch schon mal eine ganze Powerpoint-Folie füllen (ich erinnere da nur an den Social Media Club Stuttgart in der Mercedes-Repräsentanz während der re:publica). Selbst im Karlsruher ZKM, wo sich Videokunst-Enthusiasten und Fans neuester Medientechnologien treffen, führt der Weg ins freie WLAN der Stadt Karlsruhe (KA-WLAN) über diesen umständlichen Weg.
Wie eine Untersuchung des Digital-Verbands Bitkom zeigt, ist vielen Nutzern in Deutschland der Login für die wenigen freien Hotspots tatsächlich zu kompliziert, nur 39 Prozent der deutschen Internetuser surfen über öffentliche WLAN-Zugänge. Selbst von den Smartphone-Besitzern gehen laut Bitkom nur 45 Prozent außerhalb der eigenen Wohnung per WLAN ins Internet. Dagegen nutzen vier von fünf (80 Prozent) Smartphone-Besitzer den Internetzugang per Mobilfunk, zum Beispiel mit UMTS oder LTE.
Der Blick ins Ausland zeigt, dass das nicht sein müsste. Bei unserem Urlaub auf Kreta boten viele noch so kleine Tavernen „Free WiFi“ ohne Registrierung an.
In Paris, London, Talinn oder Barcelona, ja sogar auf irischen Fähren gehören frei nutzbare Hotspots inzwischen zur Infrastruktur (wenn ich mich irre, bitte melden).
Auch in Deutschland gibt es Hoffnung. Kabel Deutschland stockt sein Hotspot-Angebot immer weiter auf, nach Unternehmensangaben ist das Unternehmen, das inzwischen zu Vodafone gehört, mit mehr als 750.000 WLAN-Hotspots einer der größten WLAN-Anbieter Deutschlands. Viele Städte, auch München, richten auf öffentlichen Plätzen Hotspots ein, an denen man entweder unbegrenzt oder für 30 Minuten frei surfen kann.
Laut Internet-Verband Eco ist Deutschland im internationalen Vergleich dennoch eine echte Hotspot-Wüste. Während in Südkorea etwa 38 freie Hotspots pro Einwohner zur Verfügung stehen und in Großbritannien 29, sind es hierzulande gerade einmal zwei.
Dabei gibt es in jedem deutschen Haushalt bereits durchschnittlich drei WLAN-fähige Geräte pro Person, und diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren durch die zunehmende Vernetzung über Sensoren oder Funkmodule (Stichwort Internet of Things) deutlich steigen.
Deutsche Sonderrolle
Vielleicht haben viele Gastronomen keine Lust auf Freiberufler, die Tisch und Stuhl über Stunden belegen, und dabei nur einen Milchkaffee plus Leitungswasser schlürfen. Der Grund für die bislang geringe Verfügbarkeit von offenen WLAN-Netzen dürfte aber wohl eher in der so genannten Störerhaftung liegen – einem rechtlichen Konstrukt, das es nur in Deutschland in dieser Form gibt. Vereinfacht gesagt laufen Anbieter von offenen Hotspots Gefahr, sich eine Klage wegen Urheberrechtsverletzungen einzufangen, wenn von ihrem Account beispielsweise illegale Downloads stattfinden .
Viele Café- oder Restaurantbetreiber scheuen verständlicherweise das Risiko und die drohenden Rechtsfolgen. Das dafür zugrunde liegende Gesetz könnte geändert werden und wird derzeit von der europäischen Kommission geprüft. Denn der deutsche Sonderweg ist mehr als fraglich und bremse die digitale Wirtschaft, so die einhellige Kritik, die von Unternehmen wie Vodafone ebenso lautstark geäußert wird wie beispielsweise von dem Bündnis Digitale Gesellschaft, Verbraucherschützern oder den Freifunkern.
Bis hier hoffentlich bald Klarheit herrscht, habe ich Euch mal ein paar Orte mit dem Zeug zum Lieblingsplatz für einen kleinen Arbeitsausflug in München aufgelistet.
Das kleine, eher unscheinbare Café in Neuhausen lockt mich immer mit feinen Bio-Leckereien, leckerem Kaffee und freiem WLAN an, wenn mein Sohn in der Münchner Fußballschule trainiert. Die Besitzer sind wahnsinnig nett, das Wifi kommt über Kabel Deutschland, das Einloggen geht mit ein paar Klicks. Eine Stunde für mich, in der ich wunderbar ein paar Kleinigkeiten weg arbeiten und unbeobachtet meinen Lieblingskuchen verputzen kann.
Jaaa, auch ich mag ab und zu rosa Wände und kitschige Leuchter, wenn sie wie hier am Stiglmaierplatz in Kombination mit hausgemachtem Kuchen, bezahlbarem Essen und free Wifi daherkommen.
Stadtcafé – Café am Stadtmuseum
Das WLAN hier gehört zum Stadtmuseum, man muss sich ein Wifi-Ticket besorgen, bevor es losgehen kann. Draußen oder nah am Fenster ist das Surfen aber auch über einen KD-Hotspot oder das M-WLAN möglich – mit toller Aussicht auf den Platz rund um das Jüdische Museum und lecker Essen und Kaffee. Wobei das Stadtcafé mit seinem großartigen Samt-Interieur ja eigentlich vor allem zum Zeitunglesen einlädt…
Wenn die Sonne scheint, kann man vor der wunderschönen kleinen Hasenhöhle herrlich entspannt im Liegestuhl das Nötigste am Laptop erledigen und sich dabei Cheesecake und Co vom Feinsten schmecken lassen. Gäste des Cafés profitieren dabei vom Hotspot am Wiener Platz. Drinnen gibt es allerdings keinen Empfang.
Wie bitte, ausgerechnet Simone empfiehlt ein bayerisches Brauhaus? Ja, tatsächlich, beim letzten Meetup der Digital Media Women München hat mich das Paulaner Bräuhaus am Kapuziner Platz positiv überrascht. Zum tollen vegetarischen Breznknödel-Carpaccio wurde auch ganz selbstverständlich und freundlich auf Anfrage das WLAN-Passwort auf einer kleinen Schiefertafel zu unserem Tisch gebracht. Ohne Zeitbeschränkung oder Registrierung kann man dann noch beim Arbeiten in Ruhe den traumhaften Nachtisch samt Espresso genießen.
Eine schöne Liste für schöne Cafés mit WLAN hat übrigens auch MUCBOOK zusammengetragen, Infos zu den städtischen WLAN-Hotspots findet Ihr hier.
Wer hat weitere Tipps für mich? Oder warum mögt Ihr vielleicht gar kein freies Internet in Restaurants? Ich freue mich auf Eure Kommentare!