„Die Kunden nicht mit Technik überfordern“

Veröffentlicht von am 28 Apr 2015

„Mobile first“, dieser Entwicklungsansatz wird für Unternehmen immer wichtiger. Stefanie Krebs, Geschäftsführerin der Agentur Plan.Net Technology in München, lässt neue Dienste und Applikationen nur an den Start, wenn sie möglichst benutzerfreundlich sind. „Frauen und Technik“ verrät sie, wie sie die Zukunft des mobilen Marketings sieht und wie sehr ihr die technische Erfahrung in ihrer täglichen Arbeit hilft. 

MYSELF UNIFORMENFoto: Plan.Net

Frau Krebs, Sie sind Geschäftsführerin der Agentur Plan.Net Technology in München, sie bieten mit diesen Spezial-Dienstleister unter anderem Mobile-Programmierungen, E-Commerce-Applikationen und IT-Beratung. Inwieweit hilft es Ihnen heute in Ihrer Arbeit, dass Sie Wirtschaftsinformatik studiert haben?

 

Krebs: Meine technische Ausbildung hilft mir extrem dabei, neue Dienste auf den Weg zu bringen. Ich habe selber früher sehr viel programmiert – hätte ich das nicht gemacht, könnte ich mir vieles heute nicht vorstellen. Denn je besser und benutzerfreundlicher heutige Business-Modelle sind, desto komplexer ist meist die Technik dahinter.

 

Lufhansa ShakerFoto: Plan.Net/Lufthansa

 

Es waren sicherlich nicht viele Frauen mit Ihnen in diesem Studiengang?

 

Krebs: Nein, wir waren nur wenige, aber ich habe nie irgendwelche Nachteile erlebt. Die Frauen, die dabei waren, hatten auch alle die Einstellung, es durchzuziehen. Wer allerdings dachte, es sei ein gerade modisch angesagter neuer Studienzweig, der hatte tatsächlich schlechte Karten, aber das galt genauso für die Männer.

 

Wie ging es für Sie weiter?

 

Krebs: Ich wollte immer in die Wirtschaft, bin zunächst zu Softlab gegangen und war danach für die IT-Beratungsunternehmen Accenture und Everis tätig. Dort habe ich unter anderem in Paris und Madrid erste Internet-Architekturen aufgebaut und größere Systeme betreut, das war sehr spannend.

Als meine kleine Tochter auf die Welt kam ließ sich das jedoch nicht mehr mit dem Berater-Job und den Reisen vereinbaren, also arbeitete ich danach freiberuflich. So lernte ich 12Snap kennen.

 

12Snap gilt als Pionier im Mobile Marketing. Als Sie 2006 dort fest anfingen war das iPhone noch gar nicht auf dem Markt. Wie sahen mobile Kampagnen damals aus?

 

Krebs: 12Snap war der Zeit damals tatsächlich weit voraus, schon 2001 gab es erste SMS-basierte Kampagnen, etwa für Ferrero, McDonald´s oder Coca Cola. Nokia hatte sogar schon Smartphone-artige Mobiltelefone entwickelt, darauf lief mobile Werbung über den damaligen WAP-Standard. Ehrlich gesagt haben wir dem iPhone damals nicht zugetraut, dass es den Markt so revolutioniert, denn aus der rein technischen Perspektive war es nichts Besonderes. Der Durchbruch kam über das Design und das Eco-System, das Apple mit iTunes, den Apps und der stark wachsenden Entwicklergemeinde aufgebaut hat.

 

Den Durchbruch für Mobile Marketing brachte das aber auch nicht…

 

Krebs: Nein, gerade in der Übergangszeit von den so genannten Feature-Phones hin zum Smartphone-Massenmarkt wurde es für uns kompliziert. Denn zwischen dem, was technisch möglich war und dem, was im Markt auf den jeweils unterschiedlichen Browsern dann auch wirklich funktionierte, lagen Welten. Wir mussten die Funktionalitäten also jeweils dem Markt anpassen, und das ging den Unternehmen zu langsam. Auf der mobilen Plattform von Nokia hatten wir dagegen Erfolg, vor allem in China, Indien und USA, in 2011 gab es dort allein mehrere Mio. Page Impressions pro Tag.

 

Also Land in Sicht?

 

Krebs: Der mobile Markt zog kräftig an, keine Frage. Aber als Spezialagentur und Nischenanbieter waren wir zu klein, man traute uns da draußen größere Projekte nicht wirklich zu, obwohl wir häufig die besseren Konzepte hatten. Die Übernahme durch Plan.Net im Jahr 2013 war deshalb ein logischer und richtiger Schritt.

 

Was hat sich dadurch für Sie verändert?

 

Krebs: Für mich ist es eine riesige Erleichterung, mit einem großen Unternehmen im Rücken auf Kunden zugehen zu können. Je nach Bedarf kann ich Spezialagenturen aus dem Haus für ein Projekt hinzunehmen, das war früher nicht möglich. Inzwischen brummt das Geschäft auf allen Ebenen.

 

AuchanFoto: Plan.Net

 

Wie entwickelt sich der mobile Markt aus Ihrer Sicht?

 

Krebs: Mobile ist in den Unternehmen und bei den Konsumenten vollständig angekommen. Bei unseren Business-Kunden gibt es kein Konzept mehr, dass nicht das mobile Thema mit berücksichtigt, der Trend geht sogar klar zu „Mobile first“.

 

Wie steht der deutsche Markt aus Ihrer Sicht speziell im Mobile Marketing im Vergleich zum Ausland da?

 

Krebs: In Deutschland beherrscht noch immer der Datenschutz die Diskussion. In den USA ist die Gesetzgebung flexibler, viele Dienste, die dort möglich sind, wird es hierzulande wohl vorerst nicht geben. Trotzdem ist das gerade eine tolle Zeit für uns, es gibt so viele technische Möglichkeiten und neue Devices, wie zum Beispiel Wearables. Wir müssen nun darauf achten, die Konsumenten nicht mit Botschaften und Komplexität zu überhäufen, nur weil die Technik es erlaubt. Wir dürfen die Nutzer nicht überfordern – schon aus unserem eigenen Interesse.

 

Warum?

 

Krebs: Gerade im mobilen Kontext verzeihen Endkunden nichts mehr. Ist ein Dienst zu langsam oder unnütz wird er einfach nicht mehr angefasst. Wir dürfen also nur Dinge liefern, die wirklich funktionieren und den Nutzern etwas bringen.

 

Programmieren Sie heute immer noch?

 

Krebs: Mit Codes beschäftige ich mich nicht mehr so sehr. Aber ich liebe Technik und probiere gerne Neues aus. Besonderen Spaß macht es mir, Geräte und Services zu testen, im Moment habe ich zum Beispiel Streaming-Dienste für mich entdeckt. Das wird einfach nie langweilig.

 

 

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