’’Ich bin gern Gründerin, weil ich die Welt mit gestalten kann’’

Veröffentlicht von am 30 Mai 2020

Carolin Kunert hat einen nachhaltigen stadttauglichen Grill entwickelt. Das Forbes Magazin wählte sie in die Liste der 30 Macher*innen in Retail + E-Commerce.


Carolin, wie bist Du darauf gekommen, einen Grill auf den Markt zu bringen?

Ich bin in München groß geworden, und damit auch mit dem Grillen an der Isar. Dort wird inzwischen immer häufiger mit Einweg-Modellen gegrillt. Entsprechend vermüllt sind die Anlagen, weil so viele Leute dann Einweg-Grills nutzen. Unsere Produkte sind die Lösung dagegen und helfen, einfacher aus der Stadt in die Natur zu kommen.

Schon in meinem Industriedesign-Studium habe ich mich mit dem Thema beschäftigt. Mein erster Prototyp war für den Gepäckträger gedacht und viel zu schwer. Während meines Auslandssemesters in Dänemark habe ich dann weiter an einem Modell gefeilt, letztlich konnte ich dann die Jury beim ’’Start-up Weekend’’ so begeistern, dass ich den ersten Preis gewonnen habe. Die Idee hat mich irgendwie nicht mehr losgelassen, obwohl ich nach meinem Abschluss noch in der Produktentwicklung für verschiedene Marken gearbeitet habe. Mir wurde aber immer klarer, wo ich wirklich hin will.

Was treibt Dich an?

Ich bin gern Gründerin, weil ich die Welt mit gestalten, verändern und verbessern kann. Ich möchte meine Ideen nicht irgendwohin geben, wo ich keinen Einfluss mehr auf das Produkt, auf das Material, die Lieferketten oder die Verpackungen habe. Es ist meine und die Verantwortung eines jeden Unternehmers im 21. Jahrhundert, nachhaltige Lösungsansätze für Umwelt und Mensch zu finden. Deshalb möchte ich auch nie wieder Produkte gestalten, die drauf angelegt sind, weggeworfen zu werden.

Warum ist Dein Grill besser als andere?

Jeder grillt gern am See, im Park oder am Fluss – aber niemand möchte den Grill dazu mitnehmen. Unsere Produkte sind die Lösung gegen Vermüllung durch Einweg-Grills. Gleichzeitig helfen sie, einfacher aus der Stadt in die Natur zu kommen. Sie sind nachhaltig und nach dem Ausflug können alle Teile leicht in der Spülmaschine gereinigt werden.

In unseren Produkten steckt jede Menge Entwicklungsarbeit, jedes Detail ist durchdacht und funktioniert, ohne den Grill zu überfrachten. Er ist leicht zu transportieren und leicht zu benutzen, das macht einfach Spaß. Mit diesem Konzept sprechen eigentlich eine andere Szene an und richten uns eher an Outdoor-, Lifestyle- und Design-Begeisterte. Wir wollen die neue Marke werden für innovative, nachhaltige und langlebige Konsumgüter.

Von der Business-Seite her gibt es noch weitere Vorteile gegenüber anderen Grill-Herstellern, denn wir lösen jedes Problem rund ums Thema „Grillen unterwegs“: Transport, Stauraum, Reinigung, Fläche der Girllroste und Langlebigkeit. Wenn die Lieferkette einmal steht, ist es schwierig, sie umzustellen, deshalb haben wir als Start-up die Möglichkeit, vieles neu anzugehen – beispielsweise die Produktion.

Wie produziert Ihr denn?

Wir stellen unsere Produkte ausschließlich in Deutschland her, hier sind wir die einzigen auf dem Markt, die das machen. Dabei arbeiten wir eng mit den Herstellern zusammen, zum Beispiel in der Metallverarbeitung. Ich kann die lokale Produktion nur empfehlen – wenn man es clever anstellt, ist das am Ende deutlich günstiger und die Qualität lässt sich leichter verbessern.

Wie bist Du als junge Gründerin im Markt aufgenommen worden?

Der Grill-Markt ist riesig, und zunächst haben uns viele wohl nicht ernst genommen. Zu den ersten Gesprächen mit Zulieferern habe ich ehrlich gesagt auch noch einen Freund mitgenommen. Aber nach und nach haben wir uns Respekt erarbeitet und sind an vielen begehrten Stellen im Markt vertreten. Grillen ist jedoch ein hoch emotionales Thema, viele meinen immer noch: Das sollen lieber die Männer machen.

Was sind Deine wichtigsten Gründungs-Erfahrungen, die Du weitergeben kannst?

Es ist schwierig in Deutschland zu gründen, das beginnt schon bei dem langwierigen Antrag, um eine Umsatzsteuernummer zu bekommen – das dauert viel zu lang wenn man versucht von Minute eins an zu verkaufen. Denn von Minute eins an heißt es eigentlich „Sales’’. Der Staat hindert dich damit indirekt daran, möglichst schnell Umsatz zu machen – in anderen Ländern kann man innerhalb von einem Tag eine Firma gründen.

Es ist außerdem nicht leicht, als Frau in Deutschland Wagnis-Kapital zu bekommen, davon sollte sich aber niemand entmutigen lassen. Wir haben uns immer so finanziert, dass wir aus den Verkaufserlösen weiter in die Entwicklung und den Teamaufbau investiert haben. Dabei war es mir wichtig, die Unternehmensgründung nachhaltig anzugehen und nicht zu rasch zu wachsen.

Worauf bist Du besonders stolz?

Meine Entwicklung wirklich auf den Markt gebracht zu haben und auch in dieser Krise immer noch da zu sein, das macht mich wirklich stolz. Mein Team ist großartig, und meine Familie und meine Freunde helfen, wo sie können. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war der ISPO-Award für Nachhaltigkeit, den wir für unseren Knister-Grill sogar noch persönlich entgegen nehmen konnten, auch den Red Dot Award haben wir gewonnen. Der größte Erfolg für mich persönlich war es, vom Forbes Magazin 2020 in die 30 unter 30-Liste der 30 Macher*innen im Bereich Retail + E-Commerce aufgenommen zu werden. Die Forbes Listung ist eine ganz wichtige Auszeichnung und das nächste Level im Entrepreneurship, damit sind wir keine kleine Grillfirma mehr, sondern bekommen eine ganz andere Sichtbarkeit. Und ein Fun-Fact zum Schluss, der aber zeigt, wie Erfolg und Sichtbarkeit zusammenhängen: Einer der renommiertesten Anbieter von Haushaltswaren hier in München hat Knister Grill auf Instagram entdeckt und mich dort für eine Zusammenarbeit angefragt.

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