„Neugier auf Innovationen“
Anett Gläsel-Maslov ist für PR und Social Media beim Augmented Reality-Spezialisten (www.metaio.com) verantwortlich. Eine technische Ausbildung hat sie nicht – dafür jede Menge Energie und ein großes Netzwerk. Hier erzählt sie „Frauen und Technik“, was sie an ihrem Job liebt.
- Seit wann bist Du bei Metaio?
Ich habe im März 2013 bei Metaio angefangen.
- Was genau machst Du dort?
Meine Visitenkarte trägt die englische Bezeichnung des Jobs „Senior Manager PR & Social Media“. Ich bin, gemeinsam mit meinem Kollegen in San Francisco, für die gesamte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit weltweit verantwortlich. Zusätzlich betreue ich alle Social Media-Kanäle.
- Kannst Du in ein paar wenigen Sätzen erzählen, was Augmented Reality ist?
Augmented Reality (AR) ist ein sehr sperriger Begriff und wird ins Deutsche mit „Erweiterter Realität“ übersetzt, was es aber meiner Meinung nach für eine Technologie nicht ganz trifft. Um AR-Inhalte überhaupt sichtbar machen zu können, braucht man entweder ein Smartphone, ein Tablet oder einen PC mit Kameraaustattung. Hat man nun eine AR-Applikation geöffnet ‚scannt‘ man durch die normale Kamerafunktion ein Bild oder ein reales Objekt hinter dem Daten gespeichert sind. Einmal abgerufen, erkennt die Software dahinter den Kontext und zeigt weitere digitale Inhalte wie Text, Video, Audio oder 3D-Modelle an.
AR kennen wir längst aus dem Fernsehen
- Findest Du diese Technik faszinierend? Wenn ja, warum?
Ja, ich finde sie sogar sehr faszinierend! Das Spannende ist, dass AR in immer mehr Lebensbereiche vordringt und wir viele interessante Projekte entdecken können. Das fängt im Printbereich an und geht bis zur Medizin, wo AR unterstützend in OP’s oder als Schulungstool verwendet wird. Wir können sehr gespannt sein, was uns in den nächsten zwei Jahren erwartet. Denn auch durch Projekte wie die IKEA Katalog App, die den Endkonsumten ansprechen sollen, wird die Mission AR ins Bewusstsein der Menschen getragen. Dabei kennen wir alle AR lange aus dem Fernsehen. Es werden nämlich beispielsweise Fußballübertragungen längst durch Augmented Reality unterstützt, indem die Linien als Orientierungshilfe eingeblendet werden.
- Was liebst Du an Deinem Job?
Besonders liebe ich die Kombination aus PR und Social Media, die ich in einem größeren Unternehmen so nicht finden würde. Das Arbeitspensum ist definitiv eine Herausforderung, aber ich mag es auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Beide Bereiche leben davon, dass man Geschichten erzählt. Journalisten beispielsweise sind keine großen Fans von marketinglastigem BlaBla. Unsere Fans auf Facebook und Co. ebenfalls nicht. Beide Gruppen wollen unterhalten werden und die Geschichten weitertragen. Das macht mir großen Spaß. Außerdem reise ich viel und halte Vorträge vor verschiedenstem Publikum, bin auf Kongressen und Messen unterwegs und berichte von unserer spannenden Technologie. Ich versuche immer auch etwas von den Städten zu sehen, in die ich reise und wenn es nur ein kurzer Spaziergang am Abend ist, ich mir Zeit nehme, um zu fotografieren und so neue Eindrücke mitnehmen kann. Das ist etwas, auf das ich nicht verzichten möchte und was mich dann wieder ein Stück erdet nach einem anstrengenden Tag.
- Du hast zuvor in einem Verlagshaus gearbeitet – wie kamst Du zu Metaio, bzw. wie groß war die Hürde, Dich dort zu bewerben?
Als ich 2013 einen neue Stelle für mich gesucht habe, habe ich erst einmal nicht zuerst in Technologieunternehmen geschaut. Als studierte Anglistin, Germanistin und Journalistin lag das vielleicht auch nicht unbedingt nahe. Ein sehr guter Freund hat mich dann auf Metaio aufmerksam gemacht. Er sagte damals wortwörtlich „Das ist das neue Google“. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe mir die Firma näher angeschaut. Kaum zehn Minuten auf der Website, hat mich der berühmte Wow!-Effekt gepackt, der die meisten Menschen heimsucht, wenn sie sich mit Augmented Reality beschäftigen.
Nach kurzem Zögern, ob ich mich auf die ausgeschriebene Stelle bewerben soll – denn ich war weder Ingenieur, noch Entwickler, noch hatte ich eine Ausbildung, die etwas mit Technologie zu tun hatte – habe ich es doch gewagt. Ich konnte viel Neugier auf Innovationen mitbringen, eine gehörige Portion Selbstvertrauen und ein großes Netzwerk in der deutschen Online- und Digitalbranche. Anscheinend war ich damit überzeugend. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich meinen Arbeitsvertrag in der Tasche und bin nach München gezogen.
- Wie lange hast Du gebraucht, Dich in die technischen Zusammenhänge einzuarbeiten?
Um es ernüchternd zu sagen: Ich lerne immer noch. Die Technologie ist sehr komplex und ich glaube niemand, der in der AR-Branche arbeitet kann von sich behaupten, alles zu wissen. Ich musste mich in für mich völlig neue Termini einarbeiten, musste lernen, was noch Visionen sind und was wir mit dem heutigen Stand der Technik tatsächlich leisten können. Noch heute erlebe ich AHA-Momente und hole mir Rat und Wissen von meinen Kollegen und Kolleginnen, die mir die Hintergründe meist am besten erklären können.
- Du hast das Glück, Social Media und PR bei Metaio zu machen – wohin bewegt sich Deiner Meinung nach die PR – setzt Du noch klassische Pressemitteilungen ein?
Ja, das tun wir, allerdings immer in Verbindung mit anschaulichem Videomaterial und dem persönlichen Kontakt zu Journalisten. Bei einem gemeinsamen Mittagessen oder einem Kaffee bei uns vor Ort lässt sich vieles viel besser besprechen und da AR ein vor allem eine visuelle Technologie ist, demonstrieren. Die klassische PR wird wohl in die Richtung gehen, in die sich viele Newsräume entwickeln: Abteilungsübergreifende Newsredaktionen verbunden mit den sozialen Netzwerken und in einem immer stärker werdenden Marketingmix. Die Kernkompetenzen, die PRler mitbringen – nämlich qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern und Netzwerke zu Multiplikatoren aufzubauen – werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Wenn nicht überhaupt eine der wichtigsten in der Repräsentation des Unternehmens.
- Inzwischen gibst Du sogar Fernseh-Interviews für Metaio – was ist Dein Rat an Frauen, die eine Stelle mit so viel Verantwortung vielleicht auch fasziniert, aber nicht genau wissen, ob sie sich bewerben sollen?
Keine Angst haben! Es gibt Herausforderungen im Leben, in die man erst hineinwachsen muss. Ich habe mir damals bewusst gemacht, dass ich viel Wissen mitbringe, lernfähig bin und vor allem Spaß an diesem Job hätte. Und dann habe ich es einfach versucht. Ich habe gesehen, wie viel Potenzial und Vielfalt die AR-Technologie in sich birgt, welche spannenden Themen ich hier vorantreiben und wie viel Leidenschaft ich dafür entwickeln kann. Das hat mich überzeugt, mich kopfüber in die Arbeit zu stürzen. Zudem kam noch hinzu, dass bei Metaio eine sehr junge und dynamische Arbeitskultur herrscht. Meine Kollegen kommen von überall auf der Welt, ich glaube wir sind rund 25 Nationen, wenn man sie zusammenzählen will. Die Arbeitssprache ist Englisch und das Team ist hoch motiviert, die Technologie voranzutreiben. So macht das Arbeiten einfach Spaß.
[wysija_form id=“1″]
Fotos: IKEA App -AR Aplikation – GAL Thermal Touch – Quelle: www.metaio.com
Foto: Anett Gläsel-Maslov Quelle: Privat