In 80 Laboren um die Welt

Veröffentlicht von am 23 Feb 2016

Wo Alissia Iljaitsch ist, ist vorn. Die Expertin für neue Technologien hat sich gerade als Innovationsberaterin und Digital Strategist selbständig gemacht und tourt derzeit in einem ganz besonderen Sabbatical um die Welt, um Inspirationen und Know-how zu sammeln. Ihr Ziel: die Entwicklungslabore großer Tech-Firmen.

 

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Alissia, wenn Du auf Konferenz-Bühnen sprichst, springt Deine Begeisterung für neue Technologien immer auch auf die Zuschauer über. Was treibt Dich an, was fasziniert Dich?

 

Innovative Technologien wie VR, AR, künstliche Intelligenzen und die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen sind für mich das Vehikel für etwas Größeres, das mich antreibt: Zu den wichtigsten und schönsten Momenten in meiner Arbeit zählen die Erfahrungen mit verschiedenen Menschen, die gemeinsam an etwas Neuem und Unerforschtem arbeiten. Die gemeinsame Bewegung aus der Komfortzone und der Aufbau steiler Lernkurven für alle Beteiligten machen einen großen Teil der Faszination aus.

Dabei geht es mir immer um ein erfolgreiches Zusammenspiel von Menschen und Technik, denn eins geht nicht ohne das andere: Smarte Technik braucht auch kluge Menschen, die bereit dazu sind ihr volles Potential auszuschöpfen und ohne Rücksicht auf mögliche Verluste für Ihre Vision einzustehen. Meiner Meinung nach ist das große Trendthema „digitale Transformation“ vor allem ein menschliches.

 

 

Du reist derzeit gemeinsam mit Deinem Forschungspartner Dr. Kimo Quaintance durch die Welt und besuchst die Entwicklungslabore großer Tech-Firmen und Universitäten. Magst Du etwas mehr darüber erzählen?

 

Vor einigen Monaten haben wir unsere Forschungsreise begonnen und machen seitdem regelmäßig Station in verschiedenen Ländern. Wir bekommen Einblicke in in die Research & Development-Abteilungen von Unternehmen wie General Motors in Detroit, Coca Cola in Tel Aviv, Facebook oder Start-ups für künstliche Intelligenz im Silicon Valley. Wir besuchen aber auch Hochschul-Partner wie die UCL in London, mit denen wir eng zusammen arbeiten.

 

 

Du verfügst über großartige Kontakte in die Tech-Welt und hast Dir in der Branche längst einen Namen gemacht. Wie bist Du eine so erfolgreiche „Woman in Tech“ geworden?

 

Eigentlich bin ich Diplom-Kauffrau und habe unter anderem Medienrecht und Innovationsmanagement studiert. Mein erstes Projekt hatte ich im Bereich Open Innovation bei BMW, wo es darum ging, aus dem Input von Computerspielen und Feedback aus der Gaming-Community Produktinnovationen zu generieren. Ich durfte an der Schnittstelle von Forschung und Entwicklung, CRM und Marketing arbeiten und früh die ersten Erfahrungen mit dem damals neuen iPhone sammeln. Dazu konnte ich Kontakte zu Game-Studios und Lizenzfirmen aufbauen.

Direkt danach habe ich das Angebot angenommen, den deutschen Standort des US-Unternehmens Vectorform aufzubauen und zu leiten. Diesen Job habe ich geliebt, denn ich hatte ein großartiges Team, mit dem ich Anwendungen für Technologien entwickelt habe, die noch gar nicht oder erst ganz frisch auf dem Markt waren. Wir haben zum Beispiel die erste iPad-App für VW, die erste Google Glass App für BMW und die erste Virtual Reality-App für Media Saturn an den Start gebracht.

 

 

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Warum hast Du Dich nun selbständig gemacht?

 

Die Verbindung von Super Innovation und Großorganisationen ist meine Leidenschaft. Mir geht es aber inzwischen darum, wie große Organisationen von innen verändert werden können und selbst Innovationen hervorbringen können. Dabei spielen die Mitarbeiter und neue Führungsmethoden eine ganz zentrale Rolle. Die Unternehmen müssen es schaffen, ihre alten Strukturen nachhaltig zu verändern, um neue Dienste und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Denn meiner Ansicht nach ist es gefährlich für Konzerne, sich neue Impulse nur von außen zu holen, etwa durch Zukäufe von Start-ups. Konzerne sollten lernen wie ein Softwareunternehmen zu denken. Da ich beide Seiten kenne, kann ich sicher an vielen Stellen eine fundierte Beratung bieten und auch bei der Umsetzung helfen. Denn ich weiß, wo genau die Schwierigkeiten in den Organisationen liegen.

 

 

Momentan beschäftigst Du Dich mit den Möglichkeiten von Virtual Reality. Warum ist VR in Deinen Augen eine „Superpower“?

 

Aus meiner Sicht stehen wir vor der größten Disruption aller Zeiten im Bereich Film, TV, Unterhaltung und Social Media. Die neuen Möglichkeiten der VR werden das Storytelling im Bereich Bewegtbild komplett verändern. Viele Prozesse müssen künftig völlig neu gedacht werden. Dabei liegt die Zukunft der VR nicht im reinen Abspielen von 360-Grad Videos. Vielmehr werden die Leute davon begeistert sein, sich in virtuellen Räumen zu treffen und dort gemeinsam etwas zu erleben. Denn mit hochwertigen VR-Inhalten und entsprechenden Headsets wie etwa der HTC Vive lässt sich kaum noch zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Das gilt vor allem für Szenarien, in denen der ganze Körper einbezogen wird und man dann das Gefühl hat, auch wirklich selbst involviert zu sein.

 

 

Was heißt das konkret, etwa für Unternehmen?

 

Unternehmen sollten jetzt ihre Vision entwickeln, wie sie VR für ihre Marke einsetzen können und sich entsprechende Partner suchen. Gerade im Marketing sehe ich viele Chancen – nicht durch die reine Darstellung von Produkten, sondern indem Kunden virtuell in völlig neue Erlebniswelten eintauchen können. Mögliche Anwendungen sehe ich auch dort, wo gefährliche Situationen im echten Leben abgebildet und trainiert werden können. Und durch die Vernetzung können verteilte Teams zum Beispiel ganz leicht weltweit miteinander arbeiten.

 

Fotos: Alissia Iljaitsch, Simone Fasse

 

 

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