Was die „Generation Z“ wirklich denkt

Veröffentlicht von am 29 Sep 2016

Einzelkämpfer. Auf der ständigen Suche nach Anerkennung. Technikverliebt. Kaum haben sich die Beschreibungen über die Generation Y etabliert, werden schon die neuen Schubladen für die Generation Z aufgezogen. Die angehende Studentin Sunna Henkel mag diese Beschreibungen überhaupt nicht und stellt in diesem Gastbeitrag deshalb mal so einiges klar. 

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Zu Anfang muss ich euch direkt ein Geständnis machen: Ich bin 18 Jahre alt und gehöre somit zur „Generation Z“.

Generation Z – was soll das heißen? Dass demographische Gruppe klassifiziert und charakterisiert werden, ist nichts Neues. Dabei guckt man beispielsweise auf Einkommen, Geschlecht oder eben das Alter. Die Generationenidee ist daher auch ein alter Hut. Hierbei überlegen sich Forscher (willkürlich) einen Zeitabschnitt und definieren diesen als homogene Generation. Dann schauen sie auf verschiedene Verhaltensweisen, führen Umfragen durch und erstellen schließlich eine Charakterisierung.

Auf wen die Klassifizierung der Generation Z zurückgeht, ist gar nicht mehr richtig festzustellen. Je nach Studie umfasst die Generation Z alle von ungefähr 1995 bis 2005 Geborenen. An dieser Stelle sollen die populärsten Charakteristika festgehalten werden:

  • Digital natives…Leben ohne Technik? Geht nicht!
  • Verantwortung? Ohne uns
  • Klassische Arbeitsverhältnisse á la „Ich Chef, du nicht“ wollen wir nicht
  • Außerdem sind wir faul
  • Kritik geht mit uns gar nicht
  • Und zu guter Letzt sind unsere sozialen Kompetenzen dank social media und Technik kaum noch vorhanden

 

Zwar variiert die Konnotation je nach Abhandlung sehr stark – so ist beispielsweise die Veränderung im Arbeitsverhältnis meistens fortschrittlich angesehen – allerdings ist der Grundton doch eher negativ. Ich frage mich, woran das liegt.

In jeder Gruppe gibt es schlechte Ausnahmen. Ich kenne genug Jugendliche, die tatsächlich faul sind und keine Lust auf Arbeit, Schule oder Studium haben. Genauso kenne ich aber auch die andere Seite des Extrems – und die ist deutlich größer.

Meiner Meinung nach erklären einzig Unwissenheit und Furcht diese negative Auslegung. Viele derjenigen, die sich auf den Studien ausruhen, haben kaum was mit „Z-lern“ zu tun. Die älteren Generation fürchten sich vor einem Wandel in ihrem Leben, vor anderen Arbeitsverhältnissen. Davor, immer weiter zurückzufallen in einer zunehmend digitalisierten und technisierten Welt – in der sie sich uns als Könige vorstellen.

Und ja, in gewisser Hinsicht haben wir einen Vorsprung in Sachen Technik, gerade wenn es um social media geht (ich bin selbst auf Snapchat, Instagram, Facebook und habe natürlich WhatsApp, Twitter finde ich auch cool). Aber durch die Tatsache, dass wir mit modernen Technologien aufgewachsen sind, ist der Umgang damit für uns selbstverständlich. Das Internet beispielsweise, und damit einhergehend die permanente Vernetzung der Welt – für uns ist das nichts Besonderes, sondern alltäglich, und da haben die älteren Generationen durchaus einen Vorteil: Sie sehen, wie diese Techniken das Leben vereinfachen und beeinflussen, und haben dadurch mehr Antrieb, den Umgang mit ihnen zu erlernen. Jeder, der wirklich will, kann ein Experte im Internet- oder Technikbereich werden.

 

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Und lasst mich nur eines sagen: Die wenigsten Jugendlichen fühlen sich bei dem Schritt ins Erwachsensein ruhig, zuversichtlich und behaglich. Wir haben auch Angst. Vor dem Versagen. Davor, im Beruf nicht akzeptiert zu werden oder erst gar keinen zu finden. Vor allem aber fürchten wir uns davor, die falsche Wahl getroffen zu haben, was unsere Zukunft angeht. Zwölf Jahre lang wurde uns in der Schule genau vorgeschrieben was, wann, wo und wer. Obwohl das moderne Schulsystem angeblich so sehr auf Eigenständigkeit abzielt, wird einem doch alles genau vorgekaut; selber denken war da die meiste Zeit über nicht nötig. Die Strukturen waren klar, auch zuhause. Jetzt hat sich das auf einen Schlag geändert. Wir müssen selbst Antworten auf Fragen finden, mit denen wir den Rest unseres Lebens zurecht kommen müssen. Ausbildung oder Studium? Master oder doch nur Bachelor? Medien oder Medizin?

Wenn wir dabei permanent kritisch aus der Ferne beobachtet werden, hilft das weder Alt noch Jung. Charaktereigenschaften richten sich nun mal nicht nach dem Alter. Es gibt viele redundante Beschreibungen im Generationenraster: Unsere Wünsche für die Zukunft – Familie, beruflicher Erfolg, Glück – sind in jeder Generation zu finden. Natürlich sehen wir einige Dinge anders, das ergibt sich alleine durch Erfahrung und das Geschehen um uns herum. Aber entspannt euch – wir sind auch nur Menschen.

 

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Sunna Henkel ist Jg 1998. Die Krefelderin startet im Wintersemester mit ihrem Studium der Germanistik, Medien- und Kommunikationswissenschaften. Text und Fotos: SH

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