Digitalwerkstatt: Kreativität statt Konsum
Wischen, Tippen, Klicken – für die meisten unserer Kids ist das längst Alltag. Smartphone und Tablet sind tägliche Begleiter, meist allerdings für Spiele oder zum Anschauen von Youtube-Videos. Den Kindern statt Konsum lieber Lust auf den kreativen Umgang mit neuen Technologien zu machen, dafür steht die Haba-Digitalwerkstatt.
Programmieren, Arbeit mit Robotern oder 3D-Druck, Animationsfilme drehen: In der Haba-Digitalwerkstatt können Kinder kreativ mit Technik umgehen. 2015 startete Verena Pausder mit dem Konzept erfolgreich in Berlin, nun soll es auch mitten in München funktionieren. „Das Tablet soll ein Kreativitätswerkzeug sein“, fasste es Antonia Borek, beim Meetup der Digital Media Women München anlässlich des Weltfrauentages am 8, März zusammen. Sie leitet die neue Digitalwerkstatt.
Mit wöchentlichen Kursen, Schnupper-Workshops und Feriencamps sollen Schulklassen oder kleine Gruppen gemeinsam mit den Trainern schon früh Spaß an der Technik entwickeln. „Wir müssen dabei vor allem den Mädchen zeigen, dass Technik nicht nur ein Jungs-Ding ist, und sie möglichst vor der Pubertät zum Ausprobieren ermutigen“, weiß Borek.

Lust auf Technik: Mit Robotern, aber auch ganz einfachen Materialien werden die Kinder ans Programmieren herangeführt. Foto: Fasse
Die Hürden liegen hoch
Aber warum ist es so schwierig mit dem Thema die Schulen zu erobern? „Kinder und digital, das hat immer noch einen schlechte Konnotation“, meint die Leiterin der neueröffneten Münchner Digitalwerkstatt. Antonia Borek. „Dazu kommt: Wir alle haben eigentlich keine Ahnung, weil wir Neuland betreten, die Politik tut nichts, und die Lehrer wissen erstrecht nicht, worum es geht und was sie tun sollen, weil es keine Fortbildungen gibt. Digital ist aber Teil unserer Realität und später auf jeden Fall in der Arbeitswelt, deshalb macht es auch Sinn, das Thema jetzt in die Schulen zu bringen.“

Gestalten statt zu konsumieren – das wünscht sich auch Katja Bröckl-Bergner für die Kids. Foto: Fasse
Katja Bröckl-Bergner, Mitglied des DMW-Orgateams und Expertin für digitale Bildung, Social Media und Medienkompetenz versucht genau deshalb schon seit Jahren unermüdlich, mit den Schulen zusammen zu arbeiten und Digital-Begeisterung zu wecken. Dabei scheitert sie leider allzu oft an überraschenden Dingen. Da haben beispielsweise Schulleiter Angst vor der Strahlung der WLAN-Router oder können sich erstmal überhaupt nicht vorstellen, wie ein Smartphone sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden könnte. Oder die entsprechenden Gelder werden lieber in veraltete Schulbücher, als in neue Technik investiert. Die Digitalisierung, so stellt Bröckl-Bergner immer wieder fest, habe Ladeschwierigkeiten.
„Eigentlich ist „Digital“ eine Querschnittsdisziplin und sollte in jedes Schulfach integriert werden“, wünscht sich Antonia Borek. Schließlich werde auch die Berufswelt künftig eine völlig andere sein. „Es liegt in unserer Verantwortung, jetzt zu handeln. Denn bis das alles in die Lehrpläne integriert sein wird, dauert es noch Jahre – deshalb müssen wir es jetzt selbst in die Hand nehmen.“
Verena Pausder, Gründerin des Kinder-App-Anbieters Fox&Sheep, hat 2015 genau das getan. Gemeinsam mit dem Spielzeuganbieter Haba entstanden die ersten Digitalwerkstätten in Berlin, jetzt geht es mit München und anderen Städten weiter, etwa Düsseldorf oder Frankfurt. Dafür werden übrigens auch noch Unternehmens-Partner gesucht. In Berlin arbeiten Pausder und ihr Team bereits mit Facebook zusammen. Und wer neugierig geworden ist: Am 31. März 2017 ist Tag der offenen Tür in der Haba-Digitalwerkstatt München, Nymphenburger Str. 120.