„Mehr Mut zu Infotainment“

Veröffentlicht von am 4 Mai 2015

Regina Mehler setzt sich seit Jahren mit der „Women Speaker Foundation“ dafür ein, die Zahl von Panelteilnehmerinnen auf Fachveranstaltungen zu erhöhen. „Frauen und Technik“ erzählt sie, warum viele weibliche Talente den großen Auftritt scheuen.

 

regina_mehler_optFoto: WSF

 

Wie sind Sie vor fünf Jahren auf die Idee gekommen, die Women Speaker Foundation zu gründen?

 

Mehler: Ich war 20 Jahre lang im Marketing-Management verschiedener IT-Firmen tätig. Für mich gehören Change-Prozesse im Unternehmen und persönliche Veränderungen zu den Herausforderungen, die ich liebe. Es reizt mich, Innovationen voranzubringen und aus schwierigen Situationen Neues entstehen zu lassen. Darüber habe ich das Buch „Der Phoenix-Effekt“ geschrieben. Als ich dazu eingeladen wurde, auf verschiedenen Bühnen über mein Buch zu sprechen, war ich immer die einzige Frau auf dem Podium – das war mir zu einseitig. Ich kannte so viele spannende Frauen in meinem Netzwerk, da musste einfach mehr gehen – so entstand die Idee.

 

Warum gibt es aus Ihrer Sicht noch immer so wenige Frauen, die auf Fachveranstaltungen sprechen?

 

Mehler: Das hat verschiedene Gründe. Viele Frauen trauen sich nicht zu, vor einem großen Publikum aufzutreten oder scheuen den Aufwand, weil sie sowieso schon sehr beschäftigt sind. Aber auch die Veranstalter gehen häufig den einfachsten Weg und besetzen die Panels so, wie es jahrelang gut funktioniert hat. Viele denken gar nicht darüber nach – das merken wir immer wieder, wenn wir sie direkt darauf ansprechen.

 

Ist das abhängig von Themen oder zieht sich das durch alle Branchen? Wie sieht es bei Technik-Veranstaltungen aus?

 

Mehler: Das gilt für alle Themengebiete. Bei den Technik-Veranstaltungen kommen inzwischen sogar mehr Frauen zum Zuge, weil die Erfolgreichen unter ihnen schon bekannt sind und gezielt angesprochen werden.

 

Wie funktioniert die Women Speaker Foundation heute?

 

Mehler: Über die WSF können Veranstalter inzwischen 500 Expertinnen für alle relevanten Themenfelder finden und zu Diskussionsrunden und Vorträgen einladen. Darüber hinaus bieten wir gezielt Formate an, um die Stärken der Frauen besser zu fördern. Mit der „Generalprobe“ beispielsweise können Rednerinnen vor Publikum ihren Vortrag unter realen Bedingungen präsentieren und erhalten wertvolles Feedback. In unseren Webinaren geben wir unser Wissen zu speziellen Themengebieten weiter, um die Karrieren der Frauen voranzubringen. So ist ein „Pool of Excellence“ entstanden. Viele Unternehmen kommen inzwischen auf uns zu, um Managerinnen und andere weibliche Talente mit diesen Instrumenten zu unterstützen.

 

Woran müssen die Frauen beim Präsentieren am meisten arbeiten?

 

Mehler: Männer sind häufig viel selbstbewusster, lockerer und somit unterhaltsamer, wenn sie etwas präsentieren – das gilt nicht nur bei einem Fachvortrag, sondern auch in wichtigen Meetings. Davon können Frauen eine Menge lernen: Statt sich nur streng an Fakten und Inhalte zu klammern, sollten auch sie mehr Mut zu Infotainment und Emotion haben.

 

Wo sehen Sie die WSF in fünf bis zehn Jahren?

 

Mehler: Mir wäre es ehrlich gesagt am liebsten, wenn wir unsere Organisation dann gar nicht mehr brauchen, weil die Geschlechter-Debatte in der Wirtschaft keine Rolle mehr spielen sollte. Aber ich fürchte, das wird noch einige Zeit dauern.

 

 

 

 

 

 

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