„Sie haben eine Lücke im Lebenslauf“ – „Ja, war geil!“

Veröffentlicht von am 22 Jun 2015

In Zeiten von „Bewerbung 4.0“ muss eine Vita nicht mehr blank poliert und geradlinig sein. Gerade Lücken und Ausreißer machen Kandidaten interessant – das jedenfalls sagt Coach Heidi Stopper, die mit vier weiteren Karriere-Expertinnen in der vergangenen Woche zu Gast bei den Digital Media Women in München war.

Foto DMWMUC Kerstin

Foto: Kerstin Kitzmann

 

Der Spruch gehört für mich zu den Alltime-Twitterperlen – @regieklappe schrieb: „Sie haben eine Lücke im Lebenslauf“ – „Ja, war geil“.

Was früher noch als Karrierekiller galt, könnte heute bereits ein Vorteil bei der Suche nach dem passenden Job sein. Darin waren sich jedenfalls die fünf Expertinnen einig, die auf Einladung der Digital Media Women München in der vergangenen Woche in den O2-Tower gekommen waren. Vor vollem Saal zeigten sie zwar nicht, wie die Top-Bewerbungsmappe von heute aussieht. Dafür gab es jede Menge wertvoller Tipps rund um die Pflege der eigenen Marke im digitalen Umfeld.

Der „cultural fit“ werde für Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten immer wichtiger, sagte etwa Dr. Elke Frank, HR-Verantwortliche bei Microsoft Deutschland und Mitglied der Geschäftsführung. Ob die Chemie stimmt, lasse sich bereits im Vorfeld erkennen, so Frank weiter. Ein geeignetes Tool, das aktuell auch bei Microsoft eingesetzt wird, seien Videobotschaften. Die ersetzen zwar kein persönliches Gespräch, können aber sowohl für Unternehmen als auch für die Bewerber wichtige Informationen liefern, die aus klasssichen Unterlagen nicht ersichtlich seien, führte Frank aus. Sie riet aber auch dazu, dieses Tool nur dann einzusetzen, wenn es für beide Seiten passend erscheint.

Überhaupt war eine Erkenntnis des Abends, dass die individuelle Herangehensweise an Bedeutung gewinnt. Bewerberinnen und Bewerber sollten sich genau überlegen, welcher Job für sie im Moment richtig ist, und welche digitale Plattform für die persönliche Außendarstellung gewählt wird. „Es muss authentisch sein“, so der Tenor der Panel-Expertinnen.

Mut zu Brüchen machte Coach Heidi Stopper, die früher Top-Managerin bei Unternehmen wie Airbus oder ProSiebenSat1 war und heute selbstständig ist (ihr eigenes Credo lautet übrigens „Das Leben ist zu kurz, um im falschen Job zu sein“). Ins kalte Wasser springen und auch Angebote annehmen, die zunächst vielleicht eine Nummer zu groß erscheinen, das könne vor allem Frauen in ihrer Karriere voranbringen, so Stopper. Diese Sichtweise vertrat auch Autorin Ute Blindert, die die Karriereportale businessladys.de und Zukx ins Leben gerufen hat.

Sich vor allem im Social Web mit aktuellen Profilen zu präsentieren, dazu rieten Susanne Hillmer und Headhunterin Kristin Bücking  Keinen digitalen Fußabdruck im Netz zu haben könnte künftig ein Nachteil sein. Die sozialen Netzwerke seien eine Chance, sich als Marke zu präsentieren. Dabei müssten nicht alle Plattformen bedient werden, sondern die, die für den einzelnen ein stimmiges Gesamtbild nach außen ergeben.

 

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Social Media-Fachfrau Susanne Hillmer von „Kundenpfadfinder“ machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Studentinnen und Studenten an den Universitäten kaum den Umgang mit digitalen Netzwerken lernen. Erst nach und nach würden sich die Hochschulen in diese Richtung bewegen. Aber auch viele Unternehmen stecken laut Hillmer noch immer in ihren alten HR-Prozessen fest, statt Xing- oder Linked-In-Profile professionell auszuwerten und als Informations-Hub für Bewerber zu nutzen.

Diese Herangehensweise werden sich Firmen jedoch über kurz oder lang nicht mehr leisten können, warnte Dr. Elke Frank von Microsoft. Künftig werde HR als Strategiethema für die Betriebe immer wichtiger, um die richtigen Köpfe zu finden. Diese werden in punkto flexibles Arbeiten anspruchsvoller und kommen mit veränderten Erwartungen zu den Unternehmen.

Ein spannender CV ist jedoch auch in Zeiten der digitalen Bewerbung ein wichtiges Karriereticket. Heidi Stopper riet dazu, im Lebenslauf Storytelling zu betreiben, um maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Dies schafften aber nur 2 % aller Bewerbungen, berichtete die Personalexpertin.

Die persönlichen und virtuellen Netzwerke zu pflegen gilt in den Augen aller Panelistinnen insgesamt als das beste Schmiermittel für die eigene Karriere. Dabei geht es nicht darum, stumpf Visitenkarten einzusammeln und im Fall des eigenen Bedarfs an die richtige Tür zu klopfen. Vielmehr sei das Geben und Nehmen gleichermaßen wichtig – und Zeit einzuplanen für regelmäßige persönliche Begegnungen und Gespräche. Netzwerken gehöre zum Arbeiten und sollte als fester Slot im Terminkalender eingeplant werden.

PS: Bei diesem gelungenen Themenabend des #DMWMUC, moderiert und maßgeblich organisiert von Beate Mader, hat diese „Arbeit“ einmal mehr besonderen Spaß gemacht.

Weitere Rückblicke auf den Abend in diesem Storify und im Blog von Greye Consulting

 

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