Gegensätze – oder: Nur eine Maß weniger

Veröffentlicht von am 13 Sep 2015

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Das Bild des kleinen toten Jungen am Strand hat vor einer Woche maßgeblich die Diskussion in meiner Facebook-Timeline bestimmt. Es hat Reaktionen ausgelöst wie kaum ein anderes Foto in diesem ganzen Flüchtlingsdrama. Auch ich musste spontan weinen, als ich es gesehen habe.

 

Weil ich auch einen kleinen Jungen habe, den ich, wie alle Eltern überall auf der Welt, vor allem Bösen beschützen möchte. Für den ich im Zweifel selbst ins Wasser gehen würde. Der mein größtes Glück auf dieser Welt ist. Dem ich in unseren bislang sorglosen Urlauben fröhlich beim Sandburgen bauen beobachten durfte.

 

Vor zwei Jahren auf Kos.

 

In diesem Jahr auf Kreta.

 

Aber als ich dort aufs Wasser schaute in diesem Juni konnte ich es kaum genießen. Denn es war dasselbe Meer, in dem jeden Tag Menschen ertrinken , auf der Suche nach einem besseren Leben.

 

Wie kann ich am Strand meinen Cocktail schlürfen und baden, während schon in der nächsten Bucht Menschen um ihr Überleben kämpfen?

 

Diese krassen Gegensätze gab es schon immer, das ist kein neues Phänomen.

 

Während unsere Kinder mit Klonkriegern spielen, müssen anderswo kleine Jungs ihren Vätern beim Schießen zusehen oder gar selbst Waffen tragen.

 

Während sich in deutschen Restaurants Kinder lauthals weigern, Mineralwasser mit „Blubber“ zu trinken, sterben anderswo täglich kleine Menschen, weil sie überhaupt kein sauberes Wasser haben.

 

Früher konnte man das besser abschütteln und verdrängen.

 

Aber in diesen Tagen bekommen diese Gegensätze Gesichter und sind angewiesen auf unsere Spenden. Konkret hier, in unserer Stadt.

 

In München wird es in den kommenden Wochen noch krasser werden. Während über die einen Gleise gut gelaunte Wiesn´ Touristen in die Stadt gespült werden, kommen auf der anderen Seite weiter die Flüchtlingszüge an. Und selbst wenn der Zugverkehr tatsächlich eingestellt wird, ist die Not weiter groß und trifft auf unseren Wohlstand.

 

Während viele Besucher einen großen Teil ihrer Reisekasse noch schnell für das „richtige“ Dirndl oder die passende Lederhose investieren, sind ein paar Meter weiter völlig erschöpfte Menschen auf Schuh- und Kleiderspenden angewiesen.

 

Während die einen hungrig und durstig sind, trinken die anderen fröhlich nicht nur einen über den Durst – häufig mit den bekannten Folgen, die ich hier nicht näher beschreiben mag.

 

Wer mich kennt, der weiß, was ich genau deshalb vom Oktoberfest halte. Auch ich fände es super, wenn in diesem Jahr die Sause ausfällt und die warmen Zelte für bedürftige Menschen geöffnet oder anders geholfen würde.

 

Doch das ist leider nicht zu erwarten.

 

Mein Aufruf stattdessen: Eine Maß weniger. Wenn hunderte Leute das Geld für eine Maß spenden, käme schon eine Menge zusammen.

 

Spenden für das großartige Projekt #BloggerfuerFluechtlinge zum Beispiel.
Unser Leben geht weiter, und auch die Gegensätze wird es weiter geben. Ich will ja auch kein Spielverderber sein, jeder muss selbst wissen, was er mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

 

Aber eine Maß weniger – wie wär´s?

 

 

 

 

 

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