Meine besten Mind-Hacks für Selbständige

Veröffentlicht von am 20 Jun 2017

Nicht jede(r) möchte selbständig sein. Mit diesen Mind-Hacks habe ich es in den vergangenen Jahren geschafft, meine Umsätze kontinuierlich zu steigern und eine Menge Spaß in meinem Job zu haben.

Sind es jetzt acht Jahre oder schon zehn? Eigentlich fast egal. Die größten Hürden sind genommen und ich arbeite aus vollster Überzeugung selbständig, genauer gesagt als freiberuflich selbständige Journalistin und PR Managerin. Der Job hat mir in dieser Zeit (meistens) super viel Spaß gemacht, und ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Modell für mich entdeckt habe.

Zunächst ging es eigentlich nur darum, die Zeit ohne Kinderbetreuung beruflich zu überbrücken. Zuvor war ich Volontärin und Redakteurin bei den VDI nachrichten und PR Referentin in der Unternehmenskommunikation von Premiere (heute Sky Deutschland). Dann brauchte ich eine Alternative und gründete „Verbia“.

 

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Ich habe es nie bereut. Und wenn ich heute eigene Artikel über „New Work“ schreibe oder Texte dazu lese, bin ich wahnsinnig stolz und glücklich, dass ich das eigentlich schon seit Jahren mache in meiner Selbständigkeit.

Dabei komme ich eigentlich aus einer typischen Angestellten-Familie – Freelancer war ich zwar schon in der Schulzeit für die Tageszeitung und später für andere Medien, doch zum Berufsstart war das gar keine Alternative. Es wäre auch schief gegangen, da ich noch keine beruflichen Netzwerke, keine Erfahrung und viel zu wenig Selbstbewusstsein hatte.

Doch auch heute noch muss ich einige „Glaubenssätze“ immer wieder beiseite schieben, die ich da so ein Leben lang eingeatmet habe. Viele davon haben mit der vermeintlichen Sicherheit in einem Angestelltenverhältnis zu tun. Inzwischen finde ich es jedoch mindestens ebenso sicher, mit verschiedenen Kunden zusammen zu arbeiten, anstatt nur von einem einzigen „Auftraggeber“ abhängig zu sein. Für mich ist es außerdem ein Stück Freiheit, mich nicht in ein bestimmtes Hierarchiegefüge einordnen zu müssen. Andere Kollegen, die einmal selbständig waren und nun wieder angestellt arbeiten, sagen mir, dass sie heute viel weniger Angst vor einer Kündigung haben.

Klar, viele können sich diese selbstbestimmte Arbeitsweise, bei der es eine Menge Variablen gibt, überhaupt nicht vorstellen. Während ich mich über so viel Flexibilität und Freiheit freue, wünschen sich andere mehr Berechenbarkeit  – zum Beispiel mein Mann, der sich selbst als „Vollkasko-Denker“ beschreibt. Umso großartiger, dass er mich trotzdem in allen Belangen unterstützt. Für sehr viele kommt dieses Modell auch so überhaupt nicht infrage, weil es in ihrem Beruf nicht möglich ist. Aber für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen als Freelancer zu arbeiten oder seit kurzem in der Selbständigkeit sind habe ich hier mal einige meine ganz persönlichen Tipps zusammengestellt. Denn in verschiedenen Netzwerktreffen in den vergangenen Wochen habe ich gemerkt, dass meine Erfahrungen für andere nützlich sind. Doch auch für Nicht-Selbständige könnten ein paar Denkanstöße dabei sein, denn Firmen suchen zunehmend „Unternehmer im Unternehmen“ oder lockern die Arbeitszeiten- und Modelle.

 

1) Den eigenen Weg gehen

Es klingt vielleicht banal. Aber: Wofür brennt ihr? Was macht euch Spaß? Was ist eure Leidenschaft? Genau das wird euch in der Selbständigkeit durch alle Höhen und Tiefen führen. Diese Leidenschaft wird eure Marke definieren und Euer Image bestimmen. Die Umsätze sind wichtig, aber sie werden nur fließen, wenn ihr eure Arbeit gern macht. Denn das merkt man euch an.

Auch wenn jemand in eurem Umfeld vielleicht sogar genau dasselbe anbietet, wird das trotzdem immer ganz anders aussehen. Vergleicht euch nicht ständig mit anderen, sondern macht euer Ding. Natürlich muss euer Modell unternehmerisch Sinn machen. Aber eure innere Stimme sollte euer bester Freund sein. Das ist nicht leicht, und zwischen ausprobieren, Spaß und Miete einsammeln liegt eine Menge Spielraum. Es wird sich früher oder später herausstellen, was genau zu euch passt und wo ihr am meisten Erfolg habt – wie auch immer ihr diesen dann letztlich für euch definiert. Entwickelt eure eigene Marke und pflegt sie (zu diesem Thema findet ihr eine Menge Anregungen bei meinen hoch geschätzten Kolleginnen Maren Martschenko, Simone Niedenzu, Martina Fuchs oder Regina Mehler.

Lasst euch also nix erzählen, vor allem nicht von ängstlichen Verwandten oder negativ eingestellten Freunden. Oder von einem Lebenspartner, der euch nahe legt, die hohen Kosten für die Kinderbetreuung nicht zu zahlen und zuhause zu bleiben, weil „sich das ja eh nicht rechnet.“ Gerade in meinem Fall, in der Auseinandersetzung mit neuen Technologien, war es unumgänglich, mich nach der Geburt meines Sohnes möglichst schnell wieder in die komplexen Themen einzuarbeiten und meine Kontakte aufzufrischen (und nebenbei meine Gehirnzellen wieder neu zu aktivieren).

 

Simone Fasse Roboy

 

Die Entscheidung, welche Dienstleistungen passen und richtig sind, wirst du in deinem Selbständigen-Dasein sicherlich auch öfters wieder revidieren (siehe auch: Nie stehenbleiben). Die erste strategische Richtung sollte jedoch klar sein: Was genau kann ich anbieten, welche Probleme im Markt kann ich lösen, mit welchen meiner Fähigkeiten kann und vor allem möchte ich Umsatz generieren? Sprich: Mit welchen Tätigkeiten möchte ich meinen Tag und mein Bankkonto füllen? Suche ich mir eine ganz spezielle Nische, oder biete ich eher einen ganzen Bauchladen? Eure Entscheidung. Meist läuft es auf eine Mischkalkulation hinaus mit besser bezahlten Brot-und-Butter-Jobs auf der einen und weniger gut bezahlten aber spannenderen Projekten auf der anderen Seite.

Eine Kollegin erzählte mir kürzlich, dass sie eigentlich SEO-Marketing anbieten will, ein Kunde sie jedoch nun ständig für Photoshop-Aufträge anfragt. Das ist natürlich ok und kann ihr ganz neue Bereiche erschließen. Wichtig ist nur, dass ihr nicht das Gefühl habt, euch zu verzetteln. Hinterfragt regelmäßig, was genau ihr anbieten wollt und wo das Gesamtpaket für euch und eure Kunden stimmt. Ich habe mich zum Beispiel für einen kleinen „Bauchladen“ aus Content-Erstellung, Journalismus, Beratung und Moderation entschieden, jedoch innerhalb eine Nische, nämlich in den Bereichen neue Technologien / Digitalisierung und Management.

 

 

2) Energie- statt Zeitmanagement

In der Selbständigkeit bist du dein eigener Chef. Das ist cool, bedeutet aber auch, dass du entscheidest, wann du Feierabend machst und wie lange du an einem Auftrag sitzt. Welche Kunden du annimmst und wohin du reist. Ob dein Tisch immer voll ist oder übervoll. Ob du jammerst oder machst.

Mein dringender Tipp: Nimm nur so viel an, wie du auch wirklich schaffst, ohne dich mit Sicherheit Richtung Burnout zu bewegen. Du musst nicht die Welt oder deine Auftraggeber retten, sondern nur einen sehr guten Job machen. Aufschübe sollten die absolute Ausnahme sein. Die meisten Aufträge bekomme ich (jedenfalls höre ich das häufig als Rückmeldung), weil ich so eine übergrandiosgranaten Schreiberin bin – äh, nein 🙂  … Aber ich bin zuverlässig und die Qualität meiner Arbeit liegt offenbar auf einem hohen Niveau. Sehr oft sage ich auch bei Anfragen „Nein“ (siehe Punkt 8 „Nein ist ok“).

Damit komme ich zu den Ruhephasen, die für mich superwichtig sind. Um all die Abendtermine wahrnehmen zu können, die ich da so mitmache und in den sozialen Netzwerken poste (und mit denen ich, siehe Punkt 1, meine Marke pflege), brauche ich ganz ehrlich gesagt ab und zu mal ein Nickerchen am Nachmittag, denn meine Familie gibt es ja auch noch. Deshalb steht auch in meinem Büro eine kleine Liege und die Mittagspause ist ein festes Ritual für mich. Zeitmanagement ist wichtig, aber für mich ist mein Energiemanagement noch wichtiger. Plane also selbst regelmäßige kurze und längere Erholungsphasen ein, am besten sogar in deinem Kalender. Jemand anders wird es nicht für dich tun, und mit der Wahl deiner Arbeitsform hast du auch die Freiheit, dir diese Phasen zu nehmen – nutze sie.

 

 

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3) Die gute Gesellschaft

Unverzichtbar für die Gesundheit und das eigene Seelenleben sind gute Beziehungen. Das klingt vielleicht auch banal, aber gerade bei vielen Selbständigen sehe ich, dass die Arbeit häufig immer wieder an die erste Stelle rückt. Doch kein Job ist es wert, an jedem Abend zu arbeiten oder nie am Tag das Büro zu verlassen. Such dir lieber regelmäßig spannende und inspirierende Gesellschaft, über die dann vielleicht auch wieder neue Aufträge rein kommt. Geht auf Meet-ups oder Stammtische, sucht Euch eine Bürogemeinschaft oder arbeitet in einem Coworking Space. Ich habe das Glück, mit Birgit Köbl die großartigste Lieblingskollegin als mein Gegenüber in meinem Büro zu haben – eine tolle Sparringspartnerin, mit der ich mich immer wieder austausche, und mit der ich auch viele Projekte gemeinsam angehen kann.

Wer vor allem vom Home Office aus arbeitet sollte das schöne Ritual „never lunch alone“ ausprobieren, das ich über die Digital Media Women  kennengelernt habe. So eine Pause mit netten Menschen rettet jeden noch so verrückten Tag. Apropos Digital Media Women: Starke Netzwerke wie die DMW bieten die Möglichkeit, tolle Kontakte zu knüpfen und eine Menge für dein Business dazu zu lernen. Such dir ein Netzwerk, das wirklich zu dir passt und engagiere dich dort regelmäßig – denn nur wer etwas mitbringt, wird auch viel heraus bekommen. Nur Visitenkarten einzusammeln bringt niemanden weiter.

 

 

4) Investiere in dich selbst

Die Decke in deinem Home Office fällt dir regelmäßig auf den Kopf, deine Familie beschwert sich über die Papierhaufen im Wohnzimmer, oder dass sie dich nur noch hinter dem Laptop oder am Smartphone sehen? Vielleicht ist es Zeit, in ein eigenes Büro zu investieren. Ich habe diesen Schritt jedenfalls nie bereut, da ich damit eine klarere Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit geschafft habe. Zuvor habe ich vieles noch auf den Abend geschoben oder auf das Wochenende, doch irgendwie kam ich nie zur Ruhe – oder es war deutlich zu ruhig. Spannend war es für mich zu beobachten, dass durch die äußeren Umstände mein Geschäft gepusht wurde, denn mit den neuen Räumlichkeiten kamen auch zusätzliche Kunden.

Auch andere Investitionen solltest du für dich in Anspruch nehmen, selbst wenn das Geld vielleicht (noch) nicht ganz so locker sitzt. Aber eine gute Website, professionelle Visitenkarten, ein eigenes Logo sowie Weiterbildungen, Kongressbesuche oder Networking-Events sollten in jedem Fall regelmäßig drin sein. Dein Steuerberater (noch so eine Investition, die ich fast nie bereut habe) wird dich loben und der Einsatz wird sich auszahlen. Denn ohne Investitionen bist Du vielleicht ein Freelancer, aber kein Unternehmer. Ohne Investitionen kannst du deine eigene Marke nicht aufbauen. Diese Marke ist jedoch wichtig, um im Markt sichtbar zu sein, und deine Marke solltest du kontinuierlich pflegen. Genau diesen Klick im Kopf hinzubekommen ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Bausteine für die Selbständigkeit. Was in der Beauty-Werbung gilt, sollte im Job selbstverständlich sein: Weil wir es uns wert sind.

 

Foto Fielfalt Karte

 

5) Sei dein eigener Mindset-Trainer

Lob und Anerkennung kommen nicht einfach auf deinen Tisch geflattert, sind aber fürs Überleben in der Geschäftswelt unbedingt notwendig – jedenfalls gilt das für mich. Nur so kann ich auch selbstbewusst arbeiten. Dinge wie Bonus, Gehaltserhöhung oder Beförderung sind bekanntermaßen keine Anreize für Selbständige. Also muss man sich selbst darum kümmern, die eigene Motivation aufrecht zu erhalten, auch in schwierigen Phasen. Genau das gehört wohl für die meisten von uns zu den größten Herausforderungen. Auch wenn es sich vielleicht zunächst komisch anfühlt: Es ist wichtig, sich selbst auf die Schulter klopfen, Erfolge zu feiern und am besten auch für sich festzuhalten – sei es als Posting in den eigenen Netzwerken, an einem Moodboard im Büro oder in einem extra dafür angelegten Notizbuch. Frage deine Kunden nach schriftlichen Referenzen, die du auf deine Website stellen kannst. In schlechteren Phasen beweisen dir genau diese Erinnerungen, dass du keine Niete bist – auch wenn du dich vielleicht gerade genauso fühlst. Auch eine Einschätzung deiner Talente von sehr guten Freunden bringt eine Menge Auftrieb.

Wer mich kennt weiß auch, dass ich das Thema Achtsamkeit durch verschiedene MBSR-Seminare (Mindful Based Stress Reduction) für mich entdeckt habe und regelmäßig Yoga und Ommmm mache. Durch dieses mentale Rüstzeug habe ich gelernt, anders mit Herausforderungen und Stress umzugehen und einen gewissen Abstand zu den Dingen zu behalten. Wer das Gefühl hat, ständig überfordert zu sein und von seinen Kunden und den Verpflichtungen getrieben zu werden, dem erzähle ich bei einem Kaffee sehr gern mehr dazu.

 

 

Foto Buddha Homeoffice

 

6) Smarte Ziele setzen

Bei einem der wunderbaren Femsemble-Treffen in München, organisiert von Mitgliedern des Fielfalt Blogazins habe ich die Methoden der „Smarten Ziele“ kennengelernt. Seit ich sie kenne, und dazu das Buch von Allan & Barbara Pease „Wie du kriegst, was du brauchst, wenn du weißt, was du willst“ gelesen habe, glaube ich fest daran, dass sich Ziele erreichen lassen, wenn man sie klar und vor allem schriftlich formuliert und durch Affirmationen festigt.

 

Bleiben wir, weil einfacher, bei den smarten Zielen. Die Buchstaben stehen für:

S= spezifisch (was genau möchte ich erreichen)

M= messbar (woran kann ich den Erfolg ablesen)

A=aktiv (was genau kann ich tun)

R=realistisch (ist das Ziel erreichbar, einteilbar)

T= terminiert (bis wann soll was genau erreicht werden)

 

Formuliert werden sollten die smarten Ziele

-in der Ich-Form

-aktiv

-in der Gegenwart

-positiv

-emotional

 

Heißt also als Beispiel: Ich werde bis zum 1. August 2017 endlich den ersten Newsletter von Frauen&Technik an meine tollen Leserinnen und Leser verschicken, die sich dafür eingetragen haben.

 

 

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7) Die richtigen Kunden anziehen

Die Agentur bietet spannende Aufträge, der Ansprechpartner ist aber so kompliziert, dass Du schon keine Lust hast, seine Mails zu öffnen? Du machst nachweislich einen guten Job, aber die Wertschätzung des Gegenübers fehlt komplett? Die Chemie stimmt einfach nicht oder das Themengebiet liegt dir quer im Magen? Sollte es nicht dein letzter finanzieller Rettungsanker sein: Hände weg. Such dir Kunden, die zu dir und deinen Ansprüchen passen. Dazu gehört, mutig zu sein und ab und zu auch mal „Nein“ zu sagen. Du weißt nicht, wie du solche Kunden findest? Wenn du ein gutes Netzwerk hast und immer wieder klar nach außen kommunizierst, was du anbietest, und was du möchtest, wenn du deine Ziele klar und schriftlich formulierst werden die richtigen Auftraggeber auf dich zukommen. Du hättest Lust, für dieses oder jenes Projekt zu arbeiten oder siehst Potenzial bei einer bestimmten Marke? Schau, wer in deinem Netzwerk dir vielleicht weiterhelfen könnte oder wo du Anknüpfungspunkte siehst und suche den Kontakt. Aktivität wird belohnt.

Für mich stellt sich seit längerem (zum Glück!) die Herausforderung, dass mehr Anfragen kommen, als ich bearbeiten kann (deshalb kann ich an dieser Stelle leider auch nicht mehr zum Thema Akquise sagen). Inspiriert durch ein Beispiel der Digital Media Women habe ich inzwischen eine Matrix entworfen, die ich an neue Aufträge und Kunden anlege, bei denen ich mir nicht ganz sicher bin. Sie sieht folgendermaßen aus:

 

 

Hat der Auftrag mit neuen Technologien zu tun?

Wird mein Wert geschätzt (Geld/Respekt)?

 

Bringt er mich weiter (fachlich, finanziell, persönlich)? Macht es mir Spaß?

 

 

8) Nein ist ok

Die Anfrage kommt zwei Tage vorher und soll dann ganz schnell erledigt werden. Der Kunde vertritt eine große renommierte Marke, so eine Referenz wäre klasse. Aber: Du müsstest noch mehr Nachtschichten einlegen und hast den Tisch bereits voll Arbeit? Dein Kind ist krank oder deine Eltern oder Freunde rechnen fest mit dir? Dein Bauchgefühl schreit nein, aber andere Kollegen sagen dir „Das kannst du doch nicht ablehnen? Wer weiß, ob dann wieder etwas kommt?“ Deine Entscheidung – aber ich bin sehr gut damit gefahren, in solchen Fällen auch wirklich konsequent Nein zu sagen. Mit einer guten Begründung und immer höflich und verbindlich. Meine Begründung ist dann zum Beispiel, dass ich in dieser kurzen Zeit das von mir sonst gelieferte Qualitätslevel nicht halten würde. Damit bin ich bislang sehr gut gefahren, und die meisten Interessenten kamen später wieder – dann jedoch zu einem besseren Zeitpunkt.

 

 

9) Nie stehenbleiben

Einige treibt die Neugier voran, einige möchten gerne in ihrer Komfortzone bleiben und das einmal gewählte Geschäftsmodell am liebsten auf ewig weiterführen. Das wird jedoch nicht funktionieren. Der Markt, die Kunden, du selbst, alles verändert sich, und das ist auch gut so.

Wichtig ist, vor diesen Veränderungen keine Angst zu haben und immer offen für neue Möglichkeiten zu sein und unternehmerisch zu denken: Was brauchen meine Kunden, was könnte ich da draußen noch anbieten, das zu mir und meiner Marke passt? Dazu gehört auch, sich immer mal wieder Zeit zu blocken um neue Ideen, Strategien und Services zu entwickeln oder neue Tools auszuprobieren. Dran bleiben ist überlebenswichtig.

Auch hier helfen Netzwerke und Meetups. Ich versuche außerdem mindestens einmal im Jahr eine „Workation“-Station einzubauen – dann verschwinde ich für zwei drei Tage an einen schönen Ort und konzentriere mich nur auf mich, den Job und den Blog. Die Selbständigkeit (und mein Mann) geben mir die Chance, von überall aus zu arbeiten, diese Freiheit nutzen zu können ist ein echtes Geschenk. Das Ideen-Notizbuch, das ich immer dabei habe, wird auf diese Weise immer wieder gut gefüllt.

 

Computer mit Tasse Urlaub

 

10) Flauten sind Chancen

Viele Kolleginnen und Kollegen haben mächtig Bammel vor Flauten und schlechten Phasen. Und vor den roten Zahlen, die sich dann unter Umständen auf dem Konto zeigen. Mit dem Minus musst du umgehen können, sonst bringt dich die Selbständigkeit regelmäßig um den Schlaf. Genau hier liegt aus meiner Erfahrung auch eine der größten Herausforderungen: Das Vertrauen zu haben, dass es nach jedem Loch eigentlich nur eine Richtung gibt, nämlich bergauf.

Voraussetzung ist, dass man sich an die anderen Punkte hält und die Phasen mit weniger Geschäft positiv und als Investition für sich nutzt. Spannende Leute treffen (natürlich ohne sie direkt verzweifelt um einen Job anzuhauen, das riecht man zehn Kilometer gegen den Wind), Ideen und Formate entwickeln, Fachartikel lesen, Blogbeiträge schreiben, Fortbildungen buchen, den ersten Podcast aufnehmen, Angebote schreiben – meistens kommen nach einem Loch dann wieder viel mehr Aufträge, als man bewältigen kann.

 

 

11) Hilfe annehmen

Du steckst in einem riesigen Auftrag und die Technik raucht ab? Du hast keine tollen Ideen für ein Konzept, das eigentlich morgen fertig sein soll? Deine Meinung über dich selbst ist gerade im Keller? Du hast dich überschätzt und schaffst die Abgabe nie im Leben pünktlich? Sei nicht zu stolz, andere um Hilfe zu bitten und diese Hilfe dann auch tatsächlich anzunehmen.

Auch hier zeigt sich die Stärke von Netzwerken, die nicht nur auf der Basis von „Cheers“ und Kärtchentausch basieren, sondern immer wieder neu mit tollen Kontakten und wertvollem Input gefüllt werden. Das heißt natürlich auch, dass du deine Hilfe und dein Wissen bei Bedarf ebenso zur Verfügung stellst – sharing is caring.

Speziell für Working Moms gilt, sich möglichst auch Zuhause bei Bedarf Unterstützung zu suchen und nicht alles allein zu stemmen.

 

 

Notizbuch

 

 

12) Better done than perfect

Diese Facebook-Postkarte steht immer noch auf meinem Schreibtisch, und gerade für die bessere Selbstorganisation finde ich diesen Satz einfach grandios. Denn es gibt immer eine bessere Textfassung, ein klügeres Konzept oder eine ausgefeiltere Version eines Produkts. Aber aus meiner Erfahrung ist es wichtiger, überhaupt erstmal anzufangen, die Deadline zu halten, in der Kalkulation zu bleiben und eine sehr gute Qualität abzuliefern, als immer wieder an weiteren Details zu schrauben und dabei das große Ganze aus den Augen zu verlieren.

Viele Gründer berichten von ihrem größten Fehler, sich in ewigen Planungen verheddert zu haben, anstatt beherzt zu starten und dann ihre Idee durch Testen immer weiter zu verbessern. Natürlich solltest du an dich und deine Arbeit hohe Ansprüche stellen und dich nicht im Mittelmaß verlieren. Doch die Zufriedenheit, Dinge vom Tisch zu bekommen oder ein spannendes Projekt konkret anzugehen macht glücklich – garantiert.

Ich habe das Glück, ganz viele tolle Selbständige, Freelancer, Solopreneure… in meinem Umfeld zu kennen. Einige von ihnen habe ich nach ihren Tipps gefragt.

Und welche Erfahrungen möchtet ihr weitergeben? Kommentiert gern unten!

 

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Alissia Iljaitsch, Digital Innovation Strategist und Mitgründerin IQ Gemini

„Triffst Du Buddha,…
…töte ihn.“ ist eine bekannte Weisheit, die den Moment der Erleuchtung auf einer spirituellen Reise beschreibt. Für mich bedeutet sie im übertragenen Sinne, dass auf dem Weg in die Selbstständigkeit der Status Quo am Markt und sowohl kritische als auch positive Stimmen hinterfragt werden müssen, um ein echtes Alleinstellungsmerkmal für Dein Produkt oder Deine Dienstleistung herauszuarbeiten. Die Idee, Konventionen am Markt herauszufordern ist für mich ein großer Ansporn um neue Produkte zu entwickeln.

 

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Birgit Köbl, Inhaberin bik relations

Macht nicht nur Business, sondern holt euch auch ein Stück Glück ins Büro: Gerade als Selbständige und oft Einzelkämpferin braucht man zwischen all den Terminen und To Dos, Menschen, die sowohl das eigene Business verstehen, aber die zugleich ein guter Freund sind. Jemanden der zuhört, der auch mal einen inhaltlichen Tipp parat hat, mit dem man neue Kunden feiern kann, aber der sich auch den Frust anhört. Und wenn man das alles auch zurückgeben kann, wachsen nicht nur Know-how und Konto, sondern auch die eigene Zufriedenheit.

 

 

 

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Maren Martschenko, Markenberaterin und Chief Enthusiasm Officer  / Vorsitzende der
Digital Media Women e.V.

„Konzentriere dich auf das Wesentliche und das Wirksame“ ist mein Motto, egal ob bei der Markenberatung, privat oder beim Kühe Malen jeden Freitag. Das bezieht sich auf das Mindset, die Prozesse und die Tools. Anhand der Malerei wird es vielleicht am deutlichsten: Ich male seit Jahren genau ein Motiv: Kühe. Immer freitags. Dabei verwende ich am liebsten den gleichen Typ Leinwand, einen einzigen Pinsel, hochwertige Farben, hier nur Rot, Blau, Gelb und Weiß. Was ich daraus nicht mischen kann, wird nicht gemalt. Die Begrenzung auf ein einziges Motiv und so wenige Werkzeuge wirkt den ersten Blick einengend. Ich erlebe genau das Gegenteil: Ich erlebe in der Begrenzung und auch in der Wiederholung eine enorme Entwicklung. Ich lerne schneller denn je, wie ich mich verbessern kann. Ich sehe Dinge, die ich vorher nicht gesehen habe. Genau so ist es auch mit Marken. Die Fokussierung auf das Wesentliche eröffnet ungeahnte Potenziale.

Inga Höltmann Credit Axel Kuhlmann web
Inga Höltmann – Journalistin, Speakerin, Gründerin Accelerate Academy

„Ich würde jeder arbeitenden Frau und besonders jeder #WomaninTech den Rat geben, nicht zu versuchen, ihre Kämpfe allein zu kämpfen – sucht Euch Mitstreiter und Verbündete, tauscht Euch aus, gebt und bittet um Rat. Und damit meine ich nicht, ein bisschen Wohlfühl-Netzwerken zu betreiben, sondern es sollte eher darum gehen, stabile Beziehungen aufzubauen, die auf gegenseitiger Wertschätzung basieren. Baut eine Community um Euch herum, die Euch stützt und auffangen kann – genauso wie ihr dann auch viel leichter etwas zurückgeben könnt. Mit ein bisschen netzwerken werdet ihr die Arbeitswelt nicht verändern – mit Verbündeten und Gleichgesinnten schon.“

 

 

FlorenceKotowski

Florence Kotowski, Inhaberin Kotowski Webdevelopment

Ich bin seit sechs Jahren als Webdeveloper selbständig unterwegs. Meine beste Erfahrung sind die Frauen-Netzwerke, in denen ich mich regelmäßig bewege. Beispielsweise habe ich bei den #DMW mein Wissen über Social Media angeeignet.

Social Media sind wichtig für mich, um mich über neue Technologies auf dem Laufenden zu halten. Hier bin informiert über das nächste Event über AR oder AI, oder bekomme interessante Artikel empfohlen. Und wenn ich eine Empfehlung oder eine Lösung suche, bekomme ich immer Hilfe in den entsprechenden Facebook-Gruppen.

In den Frauen-Netzwerken geht es mir aber nicht nur Wissen, sondern hier tanke ich Energie, es entstehen neue Ideen und Kooperationen und ich bekomme Unterstützung. Nicht zuletzt habe ich dort auch eine Menge Freundinnen gefunden. Mein Mann hat mir einmal gesagt, dass er immer weiß, wann ich von einem Netzwerk-Treffen zurück komme, weil ich dann das Haus mit Energie und neuen Ideen fülle.

 

Sabine Schmalfuss
Sabine Schmalfuss, Grafik-Designerin / Gründerin k4.design
Bei mir liefen die letzten 2-3 Jahre recht gut, mein Kundenstamm wurde immer größer. Um das Auftragsvolumen zu bewältigen, stellte ich Freelancer und gelegentlich einen Praktikanten ein. Ich hatte in dieser Situation jedoch außer Acht gelassen, dass mein Preisniveau deutlich hätte ansteigen müssen. Organisation und Check fordern viel Zeit, genauso das Finden und Einlernen von passenden Mitarbeitern. Und, dass ich selbst weniger Zeit habe um kreativ zu arbeiten. Aber deswegen bin ich doch eigentlich Grafikerin geworden…?
Nachdem ich also zwei Jahre deutlich mehr als früher gearbeitet und organisiert, aber weniger selbst gestaltet und fast gleichviel verdient hatte, wie in den Jahren zuvor, nehme ich jetzt nur noch Jobs an, die mir wirklich gefallen. Ich versuche wieder selbst mehr in die Hand zu nehmen. Mein Stresslevel ist dadurch deutlich gesunken und die Arbeit macht mir wieder mehr Spaß. Nicht für jeden passt Think Big :)!

 

 

Sabine Niedenzu

Sabine Niedenzu, Gründerin Marken- und Trendberatung Sugar for Brands

Eigentlich habe ich ganz viele Tipps, aber diese zwei sind für mich am essentiellsten:
1. Arbeite nicht zu viel im Unternehmen sondern am Unternehmen. Überlege dir was du selber gut kannst und was du outsourcen willst. Es gibt heutzutage so viele Tools, Komponentenlösungen oder andere Möglichkeiten bestimmte Arbeitsschritte zu vereinfachen oder zu verlagern von Social Media über Rechnungsstellung bis hin zu Kollaboration. Verbrenne deine eigenen Ressourcen nicht damit.
2. Don’t walk alone. Nie war es einfacher als heute, sich mit anderen Menschen zu vernetzen. Suche Dir ein Netzwerk aus Gleichgesinnten, zum Austausch, Vernetzen oder Unterstützen. Gemeinsam kann man mehr erreichen, wir befinden uns im Zeitalter der Kollaboration. Knüpfe Kontakte für Dialoge, Feedback, Zusammenarbeit, Master Mind Gruppen oder berufliche Partnerschaften.

 

 

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Cathrin Tusche, Online-Marketing Expertin / Buchautorin

Frauen sollten früher erkennen, wann sie Hilfe benötigen, auch wenn diese Hilfe Geld kostet. Es zahlt sich aber definitiv aus mit professioneller Unterstützung in das eigene Business zu investieren. Das trägt auch dazu bei, dass Frauen selbstbewusster auftreten können, was gerade in der Tech-Branche sicher nötig ist, denn leider ist es immer noch so, dass Frauen häufig unterschätzt und belächelt werden.

Fotos: Simone Fasse, Carsten Irrgang, Axel Kuhlmann, Simone Naumann, Oliver Jung, Dorothee Elfring

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