„Jungen Frauen zeigen, wie spannend MINT-Berufe sind“

Veröffentlicht von am 14 Apr 2015

Die Initiative „Komm, mach MINT“ will mehr Frauen für naturwissenschaftliche und technische Berufen begeistern. In dieser Woche präsentiert sich die Plattform auf der Hannover Messe. Geschäftsführerin Dr. Ulrike Struwe erklärt „Frauen und Technik“, was sie sich davon verspricht.

Frau Dr. Struwe, Sie sind Geschäftsführerin von „Komm, mach MINT“, dem „Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen“, der mehr als 190 Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien vernetzt. Warum braucht Deutschland so eine Initiative?

Struwe: Als Hochtechnologie-Land brauchen wir dringend mehr kluge Köpfe aus MINT-Fächern. Noch nie zuvor waren Frauen in diesem Land so gut ausgebildet. Dieses Potenzial nutzen wir jedoch nicht genug, etwa bei der Entwicklung neuer Produkte.

Foto_Ulrike_StruweFoto: Komm, mach MINT

Woran liegt das?

Struwe: Die meisten Berufe werden zu sehr geschlechtlich eingeordnet. Technik ist immer noch männlich geprägt, während Berufe im sozialen Bereich eher Frauen zugeschrieben werden. Brechen wir diese Muster nicht auf, vergeben wir wertvolles Potenzial auf beiden Seiten. Es muss einen gesellschaftlichen Wandel geben, doch diesen erreichen wir nicht auf Knopfdruck, das braucht Zeit. Zu diesem Wandel will „Komm, mach MINT“ beitragen.

Wie kann dieser Wandel erreicht werden?

Struwe: Im Gegensatz zu Tätigkeiten in der Medizin oder in den Medien ist im MINT-Bereich häufig noch unbekannt, wie der Berufsalltag aussieht. Das müssen wir ändern. Über erfolgreiche Rollen-Vorbilder können wir beispielsweise zeigen, wie spannend, verantwortungsvoll und abwechslungsreich MINT-Berufe sein können.

 

Was tut „Komm, mach MINT“ in diesem Zusammenhang konkret?

Struwe: Wir vom Pakt verstehen uns als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um die einzelnen Akteure in Deutschland zusammenzubringen und Synergien zu fördern. Durch die regionale Vernetzung der MINT-Initiativen erhöhen wir die Sichtbarkeit nach außen. Auf unserer Website www.komm-mach-mint.de finden Sie etwa eine umfangreiche Projektlandkarte, eine Jobbörse, Kontakte und zahlreiche Materialien, die für verschiedenste Aktionen genutzt werden können.

 

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„Komm, mach MINT“ ist auch auf der diesjährigen Hannover Messe im Rahmen der Nachwuchs-Plattform „Tec2You“ vor Ort. Was wollen Sie dort erreichen?

Struwe: Wir sprechen auf der „Tec2You“ speziell Schülerinnen an und geben ihnen beispielsweise die Möglichkeit zu sägen oder zu fräsen, so dass sie ihr technisches Geschick einfach mal ausprobieren können. Auch Gespräche mit Studentinnen aus dem MINT-Bereich sind dort möglich.

 

Tec2you Mädchen fräst_optFoto: Tec2You

 

„Komm, mach MINT“ ist häufig bei solchen Veranstaltungen zu treffen. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?

Struwe: Die jungen Frauen interessieren sich sehr für praktische Beispiele aus dem MINT-Bereich. So können sie den konkreten Anwendungsbezug sehen und herausfinden, was in Studium und Beruf wirklich auf sie zukommt. Wenn wir uns mit Schülerinnen unterhalten, merken wir, dass sich das Image der MINT-Berufe deutlich verbessert hat – sie werden zunehmend als interessante und kommunikative Tätigkeiten wahrgenommen.

 

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Wie gehen die Unternehmen heute mit weiblichen Nachwuchstalenten um?

Struwe: Den Firmen ist längst klar, dass sie Mädchen und Frauen ansprechen müssen, dies aber anders angehen sollten. Unter anderem durch den ‚Girls Day’ haben die Unternehmen inzwischen ein anderes Bewusstsein dafür entwickelt, wie sie weibliche Bewerber ansprechen können. Auch hier geht es vor allem darum, ganz konkret zu zeigen, welche Skills für welche Tätigkeit gebraucht werden und warum. Haben die Mädchen dann Interesse, bleiben sie meist auch weiterhin in den MINT-Fächern am Ball.

 

Reicht das? Was wünschen Sie sich für die Förderung von technischem Nachwuchs hierzulande?

Struwe: Wesentlich ist es, den Innovationsfaktor in den Blick zu nehmen. Der kommt nämlich dann zum Tragen, wenn unterschiedliche Perspektiven zur Entwicklung von Produkten, aber auch zur Lösung von Problemen einbezogen werden. Und hierzu tragen Frauen wesentlich bei.

Zudem ist es ganz wichtig, die erreichten Erfolge zu sehen und jetzt das Ziel der Erhöhung des Frauenanteils in MINT konsequent weiter zu verfolgen. Die technisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge sind als Studienfach für Frauen beliebter geworden. Seit Gründung des Pakts 2008 ist die Zahl der MINT-Studienanfängerinnen insgesamt um gut 70 Prozent gestiegen – von fast 60.000 auf über 100.000 MINT-Studienanfängerinnen. Somit ist von allen Studierenden, die ein MINT-Studium beginnen, fast jede dritte eine Frau. Ich wünsche mir vor allem, dass die jetzt entstehenden Strukturen, die nötig sind, um Schülerinnen und Schülern eine fundierte Berufswahl entsprechend der eigenen Neigungen und Talente zu ermöglichen, verstetigt und ausgebaut werden.

 

 

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