Energiegeladen in die Zukunft

Veröffentlicht von am 4 Jul 2017

Alice Lindl ist Geschäftsführerin der E-Future Gmbh. 2015 stieg sie ins Geschäft mit elektrischen Fahrzeugen wie  Hoverboards, eWheels, Segways, eRoller und eScooter ein, ihren Job als Führungskraft in einem Konzern gab sie dafür auf. Frauen und Technik hat die energiegeladene Unternehmerin interviewt.

 

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Was fasziniert Dich an elektrischen Einrädern, Hoverboards oder Segways – und warum möchtest Du mit damit Dein Geld verdienen?

Mir waren Eintönigkeit und Langeweile schon immer ein Graus. Nach fast zwanzig Jahren als Führungskraft in der Bilanzierung eines Konzerns fühlte ich mich kraftlos und ausgelaugt. Die starren und unbeweglichen Strukturen, gepaart mit Machtspielchen und Befindlichkeiten hätten mich früher oder später krank gemacht – der Gedanke, das alles bis zur Rente noch fast 15 Jahre aushalten zu müssen veränderte mein sonst fröhliches und optimistisches Wesen und machten mich fast depressiv. Doch eine gute Idee, diesem Hamsterrad zu entkommen, war lange Zeit nicht in Sicht. Bis ich im August 2015 im Morgenmagazin diesen wunderbaren Bericht über elektrische Einräder sah – und ich wusste: Das ist es! Auch mein Mann Walter war sofort Feuer und Flamme, und so machten wir uns daran, alles über eMobilität zu erfahren. Unser Ziel ist es, absolute Spezialisten auf diesem Gebiet zu werden. Das Strahlen der Augen und das Lächeln der Menschen, die wir auf diesem Weg schon beim Fahren mit eWheel und Co begleiten durften, treibt uns an und macht uns richtig glücklich.

 

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Das kann ich nur bestätigen! eMobilität und damit auch die kleinen Flitzer, die Ihr in Eurem Online-Shop anbietet, machen riesigen Spaß und sind auch noch gut für die Umwelt. Warum genau möchtest Du das Thema Elektromobilität voran bringen?

 

Weil ich fest davon überzeugt bin, dass eMobilität die Zukunft ist. Die Straßen sind voll mit luftverschmutzenden LKWs und PKWs oder knatternden stinkenden Mopeds. Die Lärm- und Abgasbelastung ist besonders in München und Stuttgart sehr hoch. Stundenlang steht der Autofahrer im Stau um von A nach B zu kommen. Eine deutliche Entlastung der Innenstädte wären eRoller,  eScooter, Segways oder sogar meine Lieblinge, die elektrischen Einräder. Leider gibt es für Hoverboards, eWheels (elektrische Einräder) und einige eScooter noch keine Regelung in der Straßenverkehrsordnung. Erlaubt ist das Fahren streng genommen nur auf Privatgelände, oder wie es mein Mann immer formuliert „da wo man sich nicht erwischen lässt“. Mich haben die Herren in Grün auch schon erwischt, aber nur freundlich ermahnt, es hängt also immer vom jeweiligen Polizisten ab. Zweimal habe ich schon das Bundesverkehrsministerium angeschrieben und nachgefragt, wann denn eine europaweite Regelung in Kraft tritt. Immer wurde ich vertröstet, der Amtsschimmel wiehert sehr langsam.

 

Für wen sind die Modelle denn dann geeignet?

Eigentlich für jeden der ein gesundes Gleichgewichtsgefühl hat. Für jeden, der Fahrrad fahren kann, gibt es ein geeignetes eMobil bei uns. Hoverboards sind zum Beispiel für Indoor oder glatte Flächen geeignet und für Kunden von 12 bis 81 Jahren. Unser ältester Testfahrer war 81 Jahre alt und ein 73-jähriges Pärchen hat sich zwei Hoverboards zum Tanzen gekauft, nach Musik grooven macht besonders viel Spaß.

eWheels sind meine absoluten Lieblinge, die elektrischen Einräder sind einfach klasse. Für mich sind sie die „Königsdisziplin“. Man kommt auch auf unebenem Untergrund damit gut zurecht. Gekauft werden sie derzeit jedoch eher von Freaks, oder eAuto-Besitzern um mobil zu sein, wenn das Auto an der Ladestation steht.

eScooter mit Straßenzulassung eignen sich für alle mit Moped- oder PKW-Führerschein, die gerne umweltschonend mobil sind.

eScooter ohne Straßenzulassung sind ideal für Pendler, Camper, Bootfahrer und Wohnmobilbesitzer. Der SXT light lässt sich zum Beispiel wunderbar u.a. auch in öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen, denn er ist klappbar und leicht zu tragen.

eRoller kommen für alle mit Moped- oder PKW-Führerschein infrage, die gerne umweltschonend mobil sind. eRoller kommen für alle mit Moped- oder PKW-Führerschein infrage, die gerne umweltschonend mobil sind. Die Weltstadt mit Herz unterstützt mit einem Förderprogramm für Elektromobilität mit 25 % des Nettokaufpreises, einem Ökobonus und sogar mit einem Abwrackbonus, wenn Sie einen alten Benzinstinker dafür verschrotten.

Segways sind ideal für Stadttouren, Einkäufe und kleine Ausflüge, das Fahren ist schnell gelernt und für fast alle Personen geeignet.

 

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Hast Du einen technischen Background oder hast Du Dir alles selbst angeeignet? Wie schwer war das?

Nicht direkt, aber mein Vater hatte eine Motorrad-Werkstatt, da durfte ich schon als Kind rumschrauben. Eigentlich haben wir uns alles selbst angeeignet, das eWheel-Fahren ohne jegliche Anleitung war zum Beispiel sehr spannend. Die Technik an sich ist leicht verständlich. Wir haben gelesen, gelesen und alle Geräte selbst getestet. Wenn der Service der Hersteller nicht passt, oder Qualitätsmängel auftreten suchen wir bessere Anbieter. Total unterschätzt haben wir allerdings das Onlinemarketing und Social Media-Themen, aber da sind wir langsam auf einem guten Weg.

 

Was sind Deine Ziele, was möchtest Du mit Deinem Geschäft erreichen?

Nachdem ich so unglücklich in meinem alten Job war, und dort nie gelacht wurde, wollte ich einfach Menschen und uns glücklich machen. Alles ist so ernst und verbissen in unserer Gesellschaft. Jeder denkt nur an seinen eigenen Profit und sein persönliches Weiterkommen. Mein Wunsch, Menschen glücklich zu machen gelingt immer wieder, wie du ja selbst beim Fotoshooting erlebt hast. Auch die größten Skeptiker strahlen, wenn sie sich so fortbewegen können. Mein erstes Ziel ist also schon erreicht.

Ich möchte einen ganz besonderen Service anbieten. Mir ist die Aussage „der Kunde ist König“ eine Herzensangelegenheit. Auf keinen Fall möchte ich im Preiskampf um das billigste Hoverboard mitmachen, auch will ich niemanden etwas „aufschwätzen“. Ich will, dass unsere Kunden glücklich und zufrieden sind mit dem eMobil, das sie gekauft oder gemietet haben.

Wir möchten gesund und organisch wachsen, auch wenn es mir als ungeduldigen Person immer zu langsam geht. Geplant ist in absehbarer Zeit ein schöner Showroom, in dem auch bei schlechtem Wetter geübt werden kann. Außerdem werden wir Touren mit den Segways anbieten. Ich hoffe, dass das Thema Straßenzulassung bald geregelt wird, dann sind auch Touren mit eWheels oder Hoverboards möglich.

 

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Wie ist Deine allgemeine Einschätzung zum Thema eMobilität? Wohin geht hier die Reise?

Meiner Meinung nach hat die deutsche Industrie das Thema total verschlafen. Die Chinesen haben genau wie den NIU Roller auch ein NIO Auto entwickelt. Dabei wurde nicht ein Benzinmotor durch einen Elektroantrieb ersetzt, sondern es wurde alles um den Elektroantrieb konzipiert – mit einem ganz anderen Ansatz. Was braucht der  Mensch der Zukunft, was brauchen unsere künftigen Städte?

Mittlerweile haben auch die Langschläfer erkannt, dass eMobilität kein kurzfristiger Trend ist – eMobilität ist die Zukunft! Leider sind im Moment die eAutos noch sehr teuer und die Lademöglichkeiten noch nicht flächendeckend vorhanden. Es gibt Bestrebungen das Netz deutlich auszubauen und auch in Wohnhäusern künftig in den Garagen Ladestationen anzubieten. Ein Schweizer arbeitet daran, die gute alte Isetta mit Elektromotor auszustatten, das wäre doch ein lustiges Gefährt für die Stadt. Die Feinstaubbelastung in München ist teilweise so hoch, dass über Fahrverbote für Autos mit Diesel- und Verbrennungsmotoren diskutiert wird.

In zehn Jahren wird das autonome Fahren keine Seltenheit mehr sein, und die Kinder werden das eWheel-Fahren lernen wie wir einst das Fahren mit dem Fahrrad. Wobei das Fahrrad weiterhin seine Bedeutung als Sportmittel und sauberste Fortbewegung beibehalten wird. Sinn macht das ganze natürlich nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien kommt. Kürzlich waren wir auf der 2. Elektromobilitätskonferenz der Metropolregion München. Ich habe den Eindruck es bewegt sich was. Leider steht eine starke Autolobby mit Verbrennungsmotoren dagegen, die ihre Vormachtstellung in Gefahr sieht. Sie drohen mit deutlichem Mitarbeiterabbau, sollten sich die Elektromotoren durchsetzen. Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung genauso wenig aufzuhalten wie einst die Handys oder das Internet.

 

Fotos: Simone Naumann

 

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