Warum die #CeBIT zur falschen Zeit eingestellt wird

Veröffentlicht von am 28 Nov 2018

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Liebe CeBIT,

das hat mir schon einen kleinen Wumms in die Magengrube versetzt, dass es Dich von nun an nicht mehr geben wird. Dabei bin ich immer so gern zu Dir nach Hannover gefahren. Ja, ich gehörte sogar zu denen, die Dich und Niedersachsen immer verteidigt haben, wenn es mal wieder darum ging, Witze über die angebliche Provinz oder die verstaubte Atmosphäre zu machen.

Vielleicht liegt es daran, dass ich schon als Kind mit meinen Eltern zur Hannover Messe gefahren bin, als Du noch ein kleiner Ableger in einer einzigen Halle warst. Vielleicht prägen mich die weiteren Besuche bei Dir mit meinem damaligen Freund, der Wirtschaftsinformatiker war. Vielleicht sind es auch die Erinnerungen an große Parties bei Siemens oder Nokia, an Nächte auf Luftmatratzen und in Kinderzimmern in den besten Zeiten, als ich Volontärin und Redakteurin bei den VDI nachrichten war. Vielleicht klingen auch die Momente in der Frühlingssonne vor dem Designpavillon nach, die nur mir gehörten, bevor es wieder in den Messe-Trubel ging.

 

 

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Der Beweis…

 

 

Was ist da bloß schief gelaufen, dass in der Hoch-Zeit der Digitalisierung so ein zentrales Tech-Event aufgegeben wird? In meinen Augen passiert das eigentlich zum falschen Moment. Denn selten war die Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft größer, was die digitale Transformation angeht. Viele Mittelständler fühlen sich digital abgehängt im Vergleich zur größeren Konkurrenz, zahlreiche Unternehmen wissen schlicht nicht, wo sie anfangen sollen mit digitalen Projekten. Wäre es da nicht großartig gewesen, einen etablierten Treffpunkt zu nutzen, um einen echten Austausch zu schaffen? Eine Plattform mit Hilfestellung und Problemlösungen statt Bling-Bling-Keynotes? Eine Messe, die vom Kunden her denkt, und sich nicht einreiht in die all die schillernden Digital-Events, die derzeit aus dem Boden schießen? Oder wenn Digital-Event, dann wenigstens mit genügend Zeit, sich zu beweisen?

 

Ja, die CeBIT war vielen immer zu öde. Ich habe es eher unaufgeregt und professionell genannt – jedenfalls in den guten Zeiten. Es gab viel zu sehen, auszuprobieren und zu lernen. Die Cloud war hier zum Beispiel schon früh ein wichtiges Thema. Klar, die großen Neuheiten sind irgendwann bei der CES und beim Mobile World Congress gezeigt worden. Die IT-Branche traf sich und alterte irgendwie gemeinsam. Irgendwann fehlte vielen dann offenbar der Grund, die CeBIT zu besuchen. Zumal auf der Hannover Messe Industrie nur ein paar Wochen später zunehmend ähnliche Themen gespielt wurden, rund um Industrie 4.0.  Ich musste mich leider selbst irgendwann entscheiden zwischen den Pressetagen, die ganz am Anfang lagen, und dem Bloggertreffen ‚Rock the Blog‘, das ganz am Ende stattfand.

 

 

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Klasse Formate bei Rock the Blog und den CeBIT Global Conferences, u.a. mit Meike Leopold (oberes Bild rechts) und Karsten Lohmeyer (unteres Bild links).

 

In all den Jahren war ich bei so einigen Pks der CeBIT-Veranstalter, in denen immer wieder eine neue Ausrichtung angekündigt wurde für das nächste Jahr. Doch eine klare Botschaft zu platzieren und die Daseinsberechtigung deutlich heraus zu stellen, das gelang letztlich nie. Dem neuen Konzept des ‚Digital Festivals‘ wurde dagegen viel zu wenig Zeit gegeben, um sich zu entwickeln. Hoffentlich schafft es die Bitkom nun als Veranstalter, mit kleineren Kongressen, Messen oder anderen Formaten den derzeit so wichtigen Austausch voranzutreiben.

 

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Pressekonferenz 2017, Bekanntgabe ‚CeBIT wird Digital Festival‘

 

CeBIT, ich werde Dich vermissen. Aber liebes Hannover, wir werden uns ganz sicher bei der nächsten HMI sehen.

 

Fotos: Simone Fasse, Jürgen Zell, CeBIT Global Conferences 

 

 

 

 

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